Der Ort mit dem besten Seeing der Welt könnte tief in der Antarktis liegen: auf dem »Dome C« in 3250 m Höhe, wo Frankreich und Italien die neue Forschungsstation Concordia errichtet haben. Schon bevor sie überhaupt stand, hatten australische Astronomen ein begieriges Auge auf Dome C geworfen – und bei automatischen Testmessungen später auf ein phänomenales Seeing geschlossen. Jetzt haben zum ersten Mal (bis zum 5. November) 13 Forscher auf Concordia überwintert, darunter auch ein französischer Astronom, der fleissig Messungen der Luftruhe durchgeführt hat – und die Begeisterung der Australier nicht wirklich teilen kann.
Denn deren spezielle Meßtechniken konnten nur Seeing-Beiträge ab 30 Metern Höhe über dem Eis erfassen, während jetzt tatsächlich die Luftruhe in den ersten paar Metern über dem Boden gemessen wurde: Sie ist mit 1.3±0.8 Bogensekunden selbst in 8.5 Metern Höhe grottenschlecht, weil just die untersten 36 Meter – wegen eines enormen Temperaturgradienten – von schweren Turbulenzen heimgesucht werden.
Erst wenn man ein Teleskop auf einen mindestens 30 m hohen Sockel stellt, dürfte man das vielgelobte Sub-Bogensekunden-Seeing (Medianwert nach den neuen Messungen: 0.36±0.19 Bogensekunden) wirklich ausnutzen können. Großteleskope auf hohen Sockeln gibt es durchaus: beim 3.6-m-Spiegel der ESO auf La Silla oder dem CFHT auf Hawaii z.B. Mit solch einer Maßnahme bietet sich der Dome C tatsächlich als einer der weltbesten Standorte für die Astronomie an – und besser als der Südpol ist er allemal: Dort ist die turbulente Schicht über dem Eis 220 m dick.
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