Dawn vor dem Ziel: Asteroid Vesta

Das erste Bild des Kleinplaneten Vesta von der anfliegenden Raumsonde Dawn (links im Original, rechts scharfgezeichnet), das – etwas – schärfer als die besten Aufnahmen des Hubble Space Telescope ist, entstand am 14. Juni aus 265000km Entfernung; ein Pixel war da noch 25km groß. [NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA]

Nach vierjähriger Anreise mit seinem Ionenantrieb nähert sich die NASA-Sonde Dawn seit Anfang Mai vorsichtig ihrem ersten Ziel, dem großen Asteroiden Vesta: Lange gab es keine Bilder zu sehen, was unter Planetenfans schon gewisses Unbehagen auslöste, aber seit Mitte Juni hat sich das mit einem Schlag geändert: Erst wurde ein Videoclip aus 20 Aufnahmen vom 1. Juni aus 481000km Distanz veröffentlicht, dann ein Einzelbild vom 14. Juni. Mit Letzterem war eine Art unsichtbare Hürde genommen, denn nun sind die Aufnahmen bereits schärfer als was sowohl Hubble Space Telescope als auch andere Techniken von der Erde aus zeigen. Schon das Video hatte einen dunklen Fleck nahe des Äquators erkennen lassen und Andeutungen eines riesigen Kraters am Südpol von Vesta, den man schon von den Hubble-Aufnahmen her kannte. Wenn Dawn am 16. Juli 2011 in eine erste weite Umlaufbahn um Vesta einschwenkt, kann erstmals ein substanzieller Körper des Sonnensystems aus großer Nähe erforscht werden, der quasi als eingefrorener Protoplanet betrachtet werden kann, während sich die Sonde immer näher an ihr Ziel heran schraubt.

Die deutschen Dawn-Forscher sind sich sicher, dass sich der Asteroid Vesta nach seiner Entstehung vor 4,6 Milliarden Jahren kaum verändert hat: »Wir fliegen sozusagen in die Morgendämmerung des Sonnensystems« sagt etwa Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin: So erklärt sich auch der Name der Mission. Während sich andere große Asteroiden vor etwa 4,6 Milliarden Jahren zu den Planeten unseres Sonnensystems zusammenballten, blieb Vesta in ihrer Entwicklung stehen, als kleiner, »unfertiger« Planet sozusagen. Dawns Kamerasystem soll nun erstmals hochaufgelöste Informationen über mineralogische Zusammensetzung und Beschaffenheit der Oberfläche liefern und das Erstellen topographischer Karten ermöglichen. »Aus der Anzahl der Krater werden wir auf das Alter der Asteroidenoberfläche schließen können« verspricht dabei Harald Hiesinger vom Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der sich ebenso wie Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin mit seinem Team an der Auswertung der Kamera-Bilder beteiligt. Auch Erkenntnisse über die vulkanische Entwicklung von Vesta sind zu erwarten: als Kontrapunkt zur Untersuchung der vielen Meteoriten, die diesem Himmelskörper zugeschrieben werden können.

Daniel Fischer

Dawn-Nachrichten:
www.dawn.mps.mpg.de/index.php?id=16
Die neuesten Bilder:
www.nasa.gov/mission_pages/dawn/news/dawn20110623.html
Die Missionsphasen:
www.planetary.org/blog/article/00003020

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