Chinas Besuch bei Toutatis ein voller Erfolg

Der Kleinplanet Toutatis, wie ihn die chinesische Raumsonde Chang'e 2 am 13. Dezember aus 93km Entfernung sah, während sie sich von ihm entfernte: Das Bild von einer Minikamera an Bord hat etwa 10m Auflösung. [Chinese Lunar Exploration Program]

Zwar fand die Begegnung »nur« 7 Millionen Kilometer von der Erde entfernt statt, aber auch die VR China gehört nun zum Club der Nationen, die erfolgreich interplanetare Raumfahrt betreiben: Der enge Vorbeiflug ihres ehemaligen Mondorbiters Chang’e 2 am Kleinplaneten Toutatis am 13. Dezember, einen Tag, nachdem dieser selbst der Erde am nächsten gekommen war, ist offensichtlich ein voller Erfolg geworden. Offensichtlich deshalb, weil bisher im Wesentlichen nur eine Handvoll Bilder veröffentlicht worden sind, die Toutatis voll beleuchtet zeigen, während sich Chang’e 2 bereits wieder entfernt. Die Aufnahmen waren nicht mit der ungeeigneten großen Kamera von Chang’e 2 für die Mondkartierung entstanden, sondern einer kleinen technischen Kamera, die eigentlich nur den Zustand der Solarzellen überwacht, gewissermaßen einer Webcam. Aus den mitgelieferten Zahlen ergibt sich ein Szenario, nachdem die Sonde überraschend in nur wenigen Kilometern Abstand am Kleinplaneten vorbeigeflogen ist (genannt werden 3,2km Minimalabstand, wobei unklar bleibt, wie dies bestimmt wurde): Geplant waren eigentlich 15km Sicherheitsabstand. Ein besonders detailreiches Bild mit Kratern und Felsen mit 5m Auflösung aus 47km Abstand, nur einmal in einer Sondersendung des Staatsfernsehens gezeigt, ist bisher nicht im Internet erschienen, wohl aber eine Sequenz zwischen 93km und 240km Abstand, auf denen Toutatis praktisch gleich aussieht, aber immer kleiner wird.

Die wichtigste Erkenntnis bisher aus den Chang’e-2-Bildern: Der Kleinplanet sieht wirklich genau so aus wie auf 3D-Modellen, die nach Radardaten der vergangenen zwei Jahrzehnte erstellt worden waren. Das war keineswegs garantiert, denn Radarechos liefern keine direkten Bilder und erfordern eine Menge kreative Nachbearbeitung. Wie geplant waren auch 2012 wieder die Radaranlagen der NASA im Einsatz, mit besserer Technik denn je: Vor allem ihre 70m-Schüssel im kalifornischen Goldstone wurde als Sender und Empfänger benutzt. Die ersten Bilder waren noch schemenhaft, aber die Daten aus der Zeit um die Erdnähe sind voller Details: Mit einer räumlichen Auflösung von 4m sind sie im Prinzip sogar den besten Chang’e-2-Bildern überlegen. Das Expertenauge erkennt auch hier Hinweise auf Hügelketten und Krater, während bestimmte starke Echos von einzelnen Felsen verursacht sein könnten. Die Radarserien zeigen ferner, dass Toutatis nicht einfach nur alle 5,4 Tage einmal rotiert, sondern diese Achse auch noch mit einer Periode von 7,4 Tagen in einer Präzessionsbewegung taumelt. Annähernd so nahe wie dieses Mal kommt Toutatis der Erde erst wieder 2069, und ein Impakt ist mindestens die nächsten 400 Jahre ausgeschlossen.

Daniel Fischer

Chang’e-2-Sequenz:
planetary.s3.amazonaws.com/assets/images/9-small-bodies/2012/20121214_toutatis_change2_multi-pic_slide_f840.jpg
Radar-»Bilder«:
echo.jpl.nasa.gov/asteroids/Toutatis2012/Toutatis2012_planning.html
Amateur-Beobachtungen:
www.universetoday.com/98955/asteroid-toutatis-tumbles-by-earth-images-and-videos

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