Bipolarer Ausfluss des pulsierenden Sterns Mira gesichtet

Die Ausflüsse in der Nähe des Sterns Mira, links im Hα-Licht (9nm Bandbreite) bei zwei verschiedenen Kontrasteinstellungen, rechts im fernen Ultravioletten. Beim Hα-Bild wurde der Stern durch einen Metallstreifen abgedeckt. [Meaburn et al.]
Die Ausflüsse in der Nähe des Sterns Mira, links im Hα-Licht (9nm Bandbreite) bei zwei verschiedenen Kontrasteinstellungen, rechts im fernen Ultravioletten. Beim Hα-Bild wurde der Stern durch einen Metallstreifen abgedeckt. [Meaburn et al.]
Der Stern Mira (genauer: die Komponente Mira A des Doppelsternsystems Mira AB) interessiert Astronomen schon seit 400 Jahren: Er ist der Prototyp eines pulsierenden Veränderlichen, dessen Helligkeit um 8 Größenklassen schwankt und der nur 360 Lichtjahre entfernt ist. Vor zwei Jahren hatte eine Entdeckung des Ultraviolett-Satelliten GALEX das Interesse an Mira neu entfacht, zeigte sich doch — und zwar nur im fernen UV-Licht — eine 2° lange »Schleifspur« Miras am Himmel: Offenbar hat der Stern in den letzten 30000 Jahren eine Menge Materie in den Raum verloren, die dann mit dem interstellaren Medium wechselwirkt. Er bewegt sich mit 120km/s durch den Raum, was auch an einem Bugschock zu erkennen ist. Auf den GALEX-Bildern (und bei scharfem Hinsehen auch schemenhaft auf einer Platte der Palomar Sky Survey von 1954) sind markante Knoten in der Nähe Miras zu sehen, die offenbar mit Massenverlust in der jüngeren Vergangenheit zusammenhängen — und diese sind nun (mit einem britischen Instrument an einem mexikanischen 2,1-Meter-Teleskop) auch im Hα-Licht nachgewiesen und spektroskopiert worden.

Das Licht von Mira selbst deckten die Astronomen mit einem schmalen Streifen aus Chrom ab, woraufhin eine Menge bisher überstrahlter Nebelstrukturen auf zwei gegenüberliegenden Seiten Miras sichtbar wurden; insbesondere treten auf einer Seite vier Knoten hervor. Spektren der Gaswolken (sowie die Eigenbewegung eines Knotens beim Vergleich mit der POSS-Aufnahme) zeigen klar, dass von Mira Gas in zwei Richtungen mit jeweils 150km/s Geschwindigkeit davon schießt. Die markanten Knoten sind mithin rund 1000 Jahre unterwegs — was zu einem offenbar beobachteten Helligkeitsausbruch Miras im Jahre 1070 passen würde, von dem in chinesischen Chroniken die Rede ist. Hat Miras bipolarer Ausfluss damals eingesetzt? Und ist er die Hauptquelle des abströmenden Gases, das dann zur fernultravioletten Leuchtspur Miras führt? Der Stern ist bereits in der AGB-Phase seines Lebens angekommen und wird sich nun »bald« zu einem komplex geformten Planetarischen Nebel entwickeln, vermutlich mit einer bipolaren Struktur, wie man sie bei vielen dieser leuchtenden Sternreste findet. Interessanterweise bringt Mira A seinen aktuellen bipolaren Ausfluss ohne die Hilfe eines Begleiters zustande: Mira B ist zu weit entfernt, um die Dynamik des Gases zu beeinflussen.

Daniel Fischer

Die Veröffentlichung: www.arxiv.org/abs/0903.1966
Die GALEX-Beobachtungen: www.nasa.gov/mission_pages/galex/galex-20070815.html

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*