Seit bald 25 Jahren hält die Supernova 1987A in der Großen Magellanschen Wolke ihre Beobachter in Atem: Noch nie konnte die Entwicklung einer Sternexplosion aus solcher Nähe und in allen Wellenlängen verfolgt werden, kaum ein astrophysikalisches Phänomen entwickelt sich so rasant – und für Überraschungen sorgte die SN 1987A immer wieder. Die größte war wohl ein Ring in einigem Abstand um den explodierten Stern, der hell zu leuchten begann, als er vom UV-Licht der Supernova getroffen wurde: Gas, das der Vorgänger etwa 20000 Jahre vor seinem Ende abgesondert und das sich kurioserweise in Ringform angeordnet hatte. Nach einigen Jahren begannen die schnellsten Ejekta der Explosion diesen Ring zu treffen, der an immer mehr Stellen viel heller aufzuleuchten begann: Inzwischen ist fast schon jede Stelle getroffen worden. Eine Folge dieser Wechselwirkung ist u.a. ein starker Anstieg von Röntgenstrahlung, den seit Jahren der Satellit Chandra verfolgt. Und genau diese Röntgenstrahlung ist es nun offenbar, die die Explosionswolke im Inneren mit neuer Energie versorgt.
Der Großteil des 1987 ausgeschleuderten Gases hat den Ring noch nicht erreicht, und der langsam expandierende Supernovarest war im Laufe der Jahre zunächst blasser geworden. Seit etwa einem Jahrzehnt steigt seine Helligkeit jedoch wieder: Die Energie des radioaktivem Zerfalls von Titan-44, die ihn bisher nachleuchten ließ, kommt dafür nicht in Frage, und auch ein eventuell bei der Explosion entstandener Neutronenstern – für den es bisher keinerlei Anzeichen gibt – passt nicht. Dagegen lässt sich die Helligkeitsentwicklung der Supernova-Wolke anhand der bekannten Röntgenemission des Rings als einziger zusätzlicher Energiequelle exzellent modellieren. Da dieser Energieeintrag die Wolke nur von außen und nur in der Ebene des strahlenden Rings trifft, stehen neue interessante Entwicklungen bevor: In dem Maße wie sich die Wolke ausdünnt, kann die Röntgenstrahlung tiefer eindringen und andere Zonen der Ejekta noch einmal aufleuchten lassen – die alte Explosionswolke wird geradezu tomografiert. Das geht natürlich nur so lange gut, bis das Gros der Ejekta mit dem Ring kollidiert: Dann beginnt wieder ein neues Feuerwerk, während sich die Supernova 1987A endgültig in einen Supernova-Überrest verwandelt.
Daniel Fischer
www.cfa.harvard.edu/news/2011/pr201118.html |
idw-online.de/de/news428082 |
arxiv.org/abs/1002.1865 |
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