1889 war der Komet von den berühmten Astronomen E.E. Barnard entdeckt worden, und noch im selben Jahr hatte A. Berberich vermutet, dass er sich auf einer weit ausholenden Bahn mit rund 128 Jahren Periode befinden müsse. Ziemlich gut getippt: Am 23. Juni 2006 stiess das automatische Asteroidensuchsystem LINEAR auf einen 17m-Körper, der sich als kometar erwies – und tags darauf stand schon fest, dass P/2006 M3 derselbe Komet Barnard ist. Die Identifikation ist zwar »zweifelsfrei«, aber in den Residuen von 2006 gibt einen systematischen Trend, der wohl auf nichtgravitative Kräfte (durch ausströmendes Gas) zurückgeht (IAU Electronic Telegram # 558 vom 24.6.). Seine grösste Helligkeit sollte P/2006 M3 – links ein Bild von E. Guido & G. Sostero mit einem 25-cm-Remote-Teleskop in New Mexico vom 25. Juni – Anfang August mit etwa 13,7m erreichen: Dann steht er mit 100° Sonnenelongation im Herkules (TA Electronic Circular # 2242 vom 28.6.). Besser nicht verpassen: Zwischen den Perihelia einst und jetzt – am 28. August in 1,1 AU Sonnenabstand – liegen zwar 117,3 Jahre, für die Epoche 2006 steigt die Bahnperiode jedoch sogar auf 119,6 Jahre (IAUC # 8726 vom 26.6.2006).
Der Fall Echeclus wird immer verrückter: Nicht der Centaur selbst ist offenbar ausgebrochen und zum Kometen geworden, wie es zunächst schien – vielmehr hat sich von dem Hauptkörper mit der Asteroidennummer 60 558 ein Brocken abgespalten, und nur dieser besitzt eine Kometenkoma (und sollte mithin die Kometennummer 174P tragen), während Echeclus selbst keinerlei Aktivität zeigt! (IAU Electronic Telegram # 563 vom 27.6.2006). Am 20. April hatte Echeclus 20,3m, das zu einem höchst aktiven Kometen gewordene Fragment jedoch 16,7m. In der hellen Koma ist es selbst gar nicht auszumachen, könnte allerdings angesichts der Distanz des seltsamen Paares von der Erde durchaus ein 10 km großer; Kern sein, der im Komaleuchten schlicht ertrinkt. Seine relative Bahn zum Hauptkörper ist auch mysteriös: Vermutlich wurde der Brocken geradezu mit Gewalt auf einer hyperbolischen Bahn herausgeschleudert. Weitere Bilder von Komet SW3 aus dem Juni, als die Fragmente B und C Seit an Seit mit schönen Schweifen davon zogen, sind inzwischen in einem japanischen Archiv erschienen.
Ein großer; Asteroid flog in Monddistanz an der Erde vorbei und kam am 3. Juli gegen 6:20 MESZ bis auf 0,00289 AU oder 432 500 km oder 1,1 Monddistanzen an die Erde heran. Ideal platziert war er damit für Amerika, aber auch in Australien und eine Nacht später in Europa konnte 2004 XP14 beobachtet werden, wie er – bereits auf 12m gefallen – über den Himmel huschte: Berichte und Bilder gibt es z.B. von Dangl, Vollmann und Gährken. Besonders reizvoll war der Flyby auch für die Radarastronomie – aber wie bedeutend war der »Fall«, der im Vorfeld einiges Medieninteresse ausgelöst hatte? In der Tabelle der grössten Annäherungen aller Kleinplaneten steht der Flyby nur auf Platz 36, doch es war der erdnächste beobachtete Vorbeiflug eines Asteroiden mit einer absoluten Helligkeit von unter 20, was einem Durchmesser von – je nach Albedo – 200 bis 600 Metern entspricht: Alle 35, die noch näher kamen, waren höchstens 15 bis 50 Meter groß. Der im August 2002 viel beachtete Vorbeiflug von 2002 NY40 war allerdings vergleichbar: Dieser Asteroid hatte sogar 300 bis 1000 m Durchmesser und kam bis auf 0,00353 AU oder 528 000 km an die Erde heran. Körper vom Format des 2004 XP14 treffen die Erde etwa alle 90 000 Jahre: Dieses spezielle Exemplar wird zwar wegen seiner Größe und Erdnähe als Potentially Hazardous Asteroid eingeordnet (wobei sein 2006-er Flyby auf Platz 9 der erdnächsten PHA-Passagen bis 2100 liegt), aber jeder Impakt in den kommenden Jahrhunderten kann ausgeschlossen werden.
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