Rund 3000 Planetarische Nebel sind bisher in der Milchstraße katalogisiert worden, aber das können keineswegs alle dieser Hinterlassenschaften von masseärmeren Sternen auf dem Weg zum Weißen Zwerg sein: Je nach Modellrechnung und Annahmen sollten mindestens doppelt bis zehnmal, wenn nicht 15 Mal so viele zu finden sein. Das war für eine Gruppe von Amateurastronomen, die sich Deep Sky Hunters nennen und die seit Jahren nach unbekannten Sternhaufen und Nebeln suchen (interstellarum berichtete mehrfach), Herausforderung genug: Sie durchforsteten systematisch digital vorliegende optische Himmelsdurchmusterungen wie die beiden Palomar Observatory Sky Surveys, genau dort wo die großen Hα-Durchmusterungen – die zahlreiche Planetarische Nebel aufspürten und ihre Gesamtzahl glatt verdoppelten – nicht hingeschaut hatten, vornehmlich fern der Milchstraße. War ein verdächtiger Nebel gefunden, wurde geprüft, ob er in Infrarotdurchmusterungen fehlte, wie man es bei rein in Linien emittierenden Nebeln ohne Kontinuum erwarten sollte. War das der Fall, fehlte das Objekt aber in allen Katalogen Planetarischer Nebel und konnte auch ein Daten- bzw. Plattenfehler ausgeschlossen werden, dann sah es schon ziemlich gut aus. Kollegen aus der professionellen Astronomie wurden alarmiert, die mit einem 1m- bis 2m- oder gar 3,5m-Teleskop Aufnahmen in H&alpa; machten: Stimmte dort die Morphologie, hatte man einen Kandidaten für einen unbekannten Planetarischen Nebel – bis 2009 schon 60 Stück, darunter 44 besonders viel versprechende.
Inzwischen ist die Zahl der Kandidaten schon auf über 100 gestiegen, viele davon sind auch schon spektroskopisch als Planetarische Nebel bestätigt – und einer der neuen Funde, Kronberger 61 (Kn 61), hat nun sogar Schlagzeilen gemacht: nicht nur weil er imposant aussieht, sondern weil er in jenem 105 Quadratgrat großen Himmelsfeld sitzt, in dem der Kepler-Satellit fortwährend hunderttausende Sterne präzise fotometriert. Zwar geht es bei Kepler in erster Linie um die Jagd nach Exoplaneten (siehe Kurzmeldung oben), aber auch viel Stellarphysik fällt dabei an: Nun kann untersucht werden, ob die Zentralsterne von Kn 61 und fünf weiteren Planetarischen Nebeln im Kepler-Feld – zwei weitere davon ebenfalls Funde der Deep Sky Hunters – einen subtilen Helligkeitswechsel durch einen engen Begleiter zeigen oder nicht. Und das wiederum ist für das Verständnis der Entstehung dieser Nebel wichtig: Es ist noch nicht einmal klar, ob jeder massearme Stern einen Planetarischen Nebel hinterlässt oder nur bestimmte Doppelsysteme. Auch die anderen Planetarischen Nebel der Deep Sky Hunters haben schon wissenschaftliches Interesse ausgelöst: Mit 20% ist der Anteil der runden Nebel ungewöhnlich hoch, bei andern Suchprogrammen liegt er nur bei 4% bis 10%. Das könnte natürlich ein Effekt der speziellen Suchtechnik sein – oder aber (aus welchen Gründen auch immer) kugelrunde Planetarische Nebel sind fern der Milchstraße tatsächlich häufiger.
Daniel Fischer
arxiv.org/abs/0910.0465 |
www.iac.es/congreso/iaus283/pages/meeting/view-abstract.php?aid=111 |
www.gemini.edu/node/11656 |
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