In chemischer Zusammensetzung und Masse weist unser innerer Nachbar, die Venus, verblüffende Ähnlichkeiten zur Erde auf. Doch ob sich die Analogien auch auf das geologische Verhalten, bzw. geologische Aktivitäten erstrecken, blieb lange eine unbeantwortete Frage. Seit Anfang der 1990er-Jahre die gesamte Venusoberfläche durch die Raumsonde Magellan mittels Radarkartographie erfasst wurde, sind tausende Venusvulkane bekannt. Direkte Hinweise auf vulkanische Aktivität allerdings blieben aus. Allenfalls Indizien wie kurzzeitig erhöhte Schwefeldioxid-Werte in der Atmosphäre ließen diesbezügliche Mutmaßungen zu.
Als bis dato konkretesten Hinweis auf aktive Venusvulkane lassen sich infrarotauffällige Gebiete im Ganiki Chasma – einen Grabenbruchsystem der Nordhemisphäre des Planeten – interpretieren. In unmittelbarer Nähe erhebt sich mit 8km Höhe Maat Mons, der höchste Schildvulkan des Planeten. Seine Caldera beeindruckt mit einer Ausdehnung von etwa 28km × 31km. In ihr befinden sich mindestens fünf kleinere kollabierte Krater mit einem Durchmesser von bis zu 10km. Eine Kette von weiteren Kratern mit Durchmessern von 3km – 5km erstreckt sich über eine Länge von 40km entlang der südwestlichen Seite des Vulkans. Allgemein wird sein letzter aktiver Ausbruch vor 10 bis 20 Millionen Jahren angenommen, was aus geologischer Sicht betrachtet eine sehr kurze Zeitspanne darstellt und somit den Verdacht nährt, die Region könnte auch noch bis in die heutige Zeit vulkanische Aktivitätsmerkmale aufweisen.
Jüngster Auslöser der Auseinandersetzung rund um den Venusvulkanismus ist ein räumlich scharf eingegrenztes Gebiet auf einer Infrarotaufnahme aus dem Jahre 2008. Die Raumsonde Venus-Express schoss sie am 22. Juni, während sie sich auf der Nachtseite des Planeten aufhielt. Schon an diesem Tag war in dem fraglichen Areal eine im Vergleich zur unmittelbaren Umgebung geringfügig erhöhte Temperatur festzustellen. Zwei Tage später erfasste Venus-Express das Gebiet erneut und stellte einen extremen Temperaturanstieg fest. Aus dem gemessenen Wärmefluss lässt sich eine Temperatur von 830°C ableiten, die damit um rund 300°C über der mittleren Oberflächentemperatur der Venus von etwa 460°C liegt.
Vor dem Hintergrund ihrer Bahngeometrie flog die Sonde erst wieder dreieinhalb Monate später über diesen Hotspot, der im Oktober 2008 dann keiner mehr war. Die Temperatur hatte sich der Umgebung angepasst. Dafür wurden im Ganiki Chasma zwei weitere Gebiete mit vorübergehend erhöhten Temperaturwerten nachgewiesen. Auffällig ist, dass diese kurzlebigen Wärmeabnormitäten in eng begrenzten Bereichen auftraten. Ursächlich könnte es sich dabei um Lava, heiße Gase oder einer Mischung aus beidem handeln. Die Suche nach solchen temporären Hotspots soll nun auf weitere Grabenbrüche ausgedehnt werden.
Lars-C. Depka
www.hou.usra.edu/meetings/lpsc2014/pdf/2556.pdf |
www.planetary.org/blogs/guest-blogs/2014/0401-active-volcanism-on-venus.html |
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