Der Sturm auf dem Saturn, der seit Januar als weisser Fleck über den normalen Wolkenbändern unübersehbar ist (siehe Neu am Himmel und Aktuell beobachtet), hat auch die Cassini-Forscher in Aufregung versetzt. Bereits am 23. Januar hatte ihn der Saturn-Orbiter indirekt mit seinem Radio & Plasma Wave-Instrument (RPWS) entdeckt, praktisch zeitgleich mit etlichen Amateurastronomen, die dem Planeten kurz nach der Opposition intensiv mit CCD-Kameras zu Leibe rückten. Um deren Hilfe bat dann auch das Cassini-Team, das selbst zunächst keine gute Sicht hatte – bis es der Sonde schliesslich selbst gelang, den Sturm unter höchst ungewöhnlichen Umständen abzulichten: auf der Nachtseite des Planeten, beleuchtet allein von Sonnenlicht, das an den Ringen gestreut wurde (Abb.).
BlitzaktivitätDie Blitzaktivität in diesem Sturm ist die stärkste, die je auf dem Saturn gemessen wurde, und sie übertrifft noch, was Voyager 1 im Jahre 1980 erlebte: Die (wenn auch stark schwankende) Rate von 0,6/s ist definitiv höher als Voyagers 0.2/s und die Intensität der Entladungen ist es vermutlich auch. Diese Blitze sind es, die sich dem RPWS über eine charakteristische Radioemission verraten, aber das Instrument kann sie nur grob auf dem Planeten lokalisieren – doch kaum mass Cassinini die Strahlung, hatten Amateurastronomen den Sturm als hellen, kompakten Fleck auf 35° Süd bereits im Blick. Binnen Stunden nach einem Aufruf über die ALPO meldeten sich schon zwei Franzosen, die so zu unverhofftem Ruhm unter Planetenforschern gelangten.
Weltweit haben den Sturm schon zahlreiche Beobachter erwischen können, doch ausgerechnet Cassini selbst befindet sich derzeit auf einem Orbit, von dem aus der Planet immer nur im Gegenlicht erscheint: Die Sonde beschäftigt sich mit der äusseren Magnetosphäre und insbesondere dem Magnetscheif Saturns. Dazu hat sich sie sich auf eine weite Ellipsenbahn auf der sonnenabgewandten Seite begeben – und konnte am 27.1. den kuriosen und 3500 km breiten Sturmwirbel gleichwohl im Ringschein nahe des Planetenrandes erwischen. Die 10-Sekunden-Aufnahme zeigt etwas überraschend keinen einzigen der Blitze, die die Kamera eigentlich erfassen müsste: Vielleicht war just in diesem Moment wenig los. Was die gelegentlichen Superstürme auf dem Saturn auslöst, die dann mehrere Wochen anzuhalten pflegen, ist noch weitgehend rätselhaft: Eine Vermutung geht in Richtung aufsteigenden Wasserdampfs aus den Tiefen der Saturnwolken. Auch am 10., 14. (Zentraldurchgangsfilm: Ralf Vandebergh in den Niederlanden) und 19. Februar war die weisse Wolke, die die Rückkehr des »Drachen-Sturms« vom letzten Jahr sein könnte, auf Amateuraufnahmen noch immer klar zu erkennen.
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