Seit heute ist sie allein in Deutschland in zwei übersetzten Versionen unter drei verschiedenen Titeln in fünf Planetarien zu sehen: die koreanische Show „Aurora – Lights of Wonder“, die zum ersten Mal starkes und dynamisches Polarlicht in Echtzeit und in hoher Auflösung auf die Kuppeln bringt und damit einen realistischeren Eindruck großer Substürme vermittelt als es vor ihrer internationalen Premiere 2016 technisch möglich war.
In Mannheim, Freiburg, Wolfsburg und nun auch Bochum wird eine (um ein Intro mit ’normalen‘ Himmelsszenen ergänzte) Version gezeigt, für die der Heidelberger Astrophysiker und Musiker Klaus Jäger einen neuen Soundtrack beisteuerte, in Hamburg eine andere Fassung – aber allen gleich sind die raumgreifenden Videosequenzen starker Polarlichtaktivität über dem Aurora Village bei Yelloknife in den kaum besiedelten Nordwest-Territorien Kanadas. Aufgenommen hat sich der koreanische Astrofotograf und Planetariums-Produzent Kwon O Chul, der schon länger mit hypnotischen Himmels-Zeitraffern begeisterte, selbst aber von einem Himmelsschauspiel zunehmend frustriert war: Wenn das Erdmagnetfeld in Unruhe geraten ist und das Polarlicht so richtig aufdreht, verändern sich die leuchtenden Strukturen am Himmel mit rasanter Geschwindigkeit, und die klassische Zeitraffer-Technik ist nicht das angemessene Medium für eine realitätsnahe Aufzeichnung. Abhilfe schufen erst Mitte dieses Jahrzehnts DSLR-Kameras mit hohen 5- oder gar 6-stelligen ISO-Zahlen, mit denen sich Polarlicht gut in Echtzeit filmen ließ. Doch die Auflösung ist begrenzt: Die moderne Planetariumswelt mit Fulldome-Projektion verlangt nach „4K“, also kreisrundem Bild mit 4000 Pixeln Durchmesser und knackscharf bis zum Rand, der dem Horizont entspricht.
Eine Kamera plus Fischauge genügt da einfach nicht: Die Lösung des Koreaners war vielmehr ein Cluster aus fünf solcher DLSR-Kameras, die einzelne Himmelsfelder über Yellowknife sehr scharf abbildeten – und elegant und lückenlos zusammen gefügt den gesamten Halbraum mit den gewünschten 4K Auflösung. Die (leider im Off-Kommentar nicht explizit angesagten) Sequenzen in Echtzeit sind – gegenüber ein paar kürzeren in Zeitraffung – daran zu erkennen, dass sich die Aurora-Beobachter am Horizont natürlich bewegen und dass die Grenzgröße des Sternenhimmels geringer ist, etwa 3,7 mag. Aber wer braucht in der Arktis schon Sterne: Die Aurora davor ist der Star der Show, und ihre enorme Dynamik während starker Aktivität – mehrere solcher „Substürme“ konnten im März 2015 festgehalten werden – mit wallenden Vorhängen und dem ständigen Farbspiel zwischen Grün und Rot füllt den Himmel mitunter komplett aus. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll, heißt es im Kommentar: ein – in der Realität wahrhaft berauschendes – Gefühl, das jeder Aurora-Beobachter kennt und das hier tatsächlich aufkommen kann. Die Show geht zwischen den Aurora-Sequenzen auch auf die Mythen rund ums Polarlicht, die Forschungsgeschichte und seine Funktionsweise ein: Wem dadurch die Realaufnahmen etwas zu kurz kommen, der kann im Internet rund eine Stunde ungeschnittenes Material (mit O-Ton der Mitbeobachter) finden. Aber halt nur kreisrund auf dem Bildschirm: Den vollen Genuss gibt’s nur in einem Planetarium.LINKS:
Internationale Homepage der Show: http://aurorawonder.com
Trailer der neuen deutschen Fassung: https://www.youtube.com/watch?v=wzVYairxMpQ
Videos von Kwon O Chul: https://vimeo.com/kwonochul
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