Der Fehlstart von Soyuz MS-10 mit zwei Raumfahrern auf dem Weg zur ISS am 11. Oktober ist aufgeklärt, wie heute auf einer Pressekonferenz des Untersuchungsausschusses berichtet wurde: Wie bereits am Unglückstag vermutet, hatte sich eine der vier angeschnallten Zusatzraketen (die als „erste Stufe“ gelten) nicht korrekt gelöst, war mit dem Raketenkern („zweite Stufe“) kollidiert und hatte ihn beschädigt und die Rakete aus der Bahn geworfen. Innerhalb von drei Sekunden brach eine Automatik den Flug ab und löste das Rettungssystem aus, das die Kapsel mit dem Kosmo- und dem Astronauten aus dem Kopf der Rakete heraus riss: 19,8 Minuten nach dem Abheben waren die verdatterten Raumfahrer wieder auf der Erde, die bei der Rasanz der Ereignisse gar nicht eingegriffen hatten. Und unversehrt geblieben waren: Die perfekte Funktion des Notsystems steht in krassem Gegensatz zur Schlamperei bei der Montage der Rakete, denn die war – wie die Untersuchungs-Kommission insbesondere aus den geborgenen Trümmern der Zusatzrakete schließen konnten – die Ursache für das Versagen bei der Stufentrennung, für die eine sicht nicht öffnende Düsen-Abdeckung verantwortlich war.
Ein für das Manöver entscheidender Sensor war beim Zusammenbau in Baikonur nämlich um fast 7° abgeknickt worden, was laut einem Interview mit dem Raumfahrt-Chef Russlands wiederum daran lag, dass nicht mit dem vorgesehenen Präzisions-Werkzeug gearbeitet worden war. Ab jetzt wird alles anderes, heißt es nun: Alle Abläufe werden extrem genau überwacht – und zwei schon fertige Soyuz-Raketen wieder demontiert, um sicher zu stellen, dass bei ihnen nicht ein ähnlicher Fehler gemacht wurde. Da der Fehlstart aber kein Design-Problem der Soyuz selbst ist, die seit einem halben Jahrhundert weitgehend zuverlässig ihren Dienst tut, ist ihr nächster Flug mit Besatzung schon am 3. Dezember denkbar. Wenn dann die Besatzung der ISS wieder auf sechs Personen gewachsen ist, könnte Mitte Dezember auch ein geplanter Außenbordeinsatz nachgeholt werden, bei dem die angedockte Soyus MS-09 von außen inspiziert werden soll. Danach soll es ebenfalls noch dieses Jahr eine Antwort auf die andere große Frage der russischen Raumfahrt geben: Wer hat wie, wann und warum das Loch in dieses Vehikel gebohrt, das für ein (improvisiert aber erfolgreich gestopftes) Luftleck gesorgt hatte?
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