Erstaunliche Satelliten-Flares in den Perseiden-Nächten

Strichspur der beiden Satelliten von NOSS 3-4 während ihres langen Flares im Adler am Morgen des 12. August, 30s belichtet. [Alexander Schweigert]
Flare des Satelliten ERS-2 am Morgen des 13. August: Die viel schwächeren Bahnsegmente vor und hinter dem Aufglühen verraten den Satelliten auf seiner Polarbahn. Belichtung insgesamt 30s. [Sebastian Busch]
Flare des Satelliten ERS-2 am Morgen des 13. August: Die viel schwächeren Bahnsegmente vor und hinter dem Aufglühen verraten den Satelliten auf seiner Polarbahn. Belichtung insgesamt 30s. [Sebastian Busch]

Die Perseiden 2012 erreichten die übliche Stärke, mit einer maximalen Zenitstundenrate um 120–130 und Werten um 70–75 in den beiden europäischen Nächten 11./12. und 12./13. August vor bzw. nach dem Maximum. Weithin perfektes Wetter ließ diesmal zahlreiche Beobachter stundenlang mit bloßem Auge an den Nachthimmel blicken – und das Ergebnis waren weniger neue astronomische Erkenntnisse als vielmehr eine ganze Serie verblüffender Beobachtungen hell aufleuchtender Erdsatelliten. Den – vielfach (u.a. vom Autor) beobachteten und fotografierten – Anfang machte ein 2007 gestartetes Paar von Satelliten des Naval Ocean Surveillance System (NOSS) der USA, die am Morgen des 12. August gegen 0:35 MESZ sehr hell im Südwesten aufgingen und allmählich verblassend den »Hals« des Adlers entlang zogen, bevor sie im Schwan kaum mehr zu sehen waren. Diese Satelliten bestimmen die Positionen von Schiffen aus Laufzeitdifferenzen von Funksignalen: Normalerweise sind sie mit 5. Größe für das bloße Auge sehr unauffällig, aber bekannt für Flares bei idealer Sonnenbeleuchtung – das helle Aufglühen des Paares NOSS 3–4 in der ersten Perseidennacht war allerdings eine Rarität.

Zu der nächsten erstaunlichen Flare-Beobachtung kam es zu Beginn der 2. Nacht um 22:54 MESZ in Moitzfeld, am Ende eines Überflugs der Internationalen Raumstation fast durch den Zenit, wo sie erwartungsgemäß –3m erreichte. »Aber dann kam der Hammer«, berichtet Bernd Brinkmann: »Als die ISS gen Osthorizont tiefer sank (geschätzte Höhe dann zwischen 45° und 30°), steigerte sich die Helligkeit allmählich immer mehr, bis sie für mehrere Sekunden ein Maximum von grob geschätzt –12m bis –15m erzielte. […] Die Blendungsgrenze war da schon längst erreicht. Selbst Landescheinwerfer von Flugzeugen sind nicht so hell wie dieser ISS-Überflug. […] Es war auf jeden Fall das hellste Objekt, was ich je am Nachthimmel gesehen habe.« Dieser enorme Flare erstaunt auch Satellitenkenner, denn mehr als –5m bis –8m wurden bei der ISS noch nie aktenkundig. Einen dritten beeindruckenden Flare erlebten schließlich mehrere Beobachter (darunter auch wieder der Autor) in Deutschland am 13. August gegen 2:02 MESZ, als südlich des Polarstern für 1–2 Sekunden ein heller Lichtpunkt am Himmel erschien und wieder verblasste, scheinbar ohne sich weiter zu bewegen. Dies tat er aber doch, wie ein Foto beweist: Verantwortlich war der alte ESA-Umweltsatellit ERS-2 auf seiner hohen und daher langsamen Polarbahn. Zuverlässige Vorhersage-Webseiten für solche Flares scheint es leider nur für die bekannten Iridium-Satelliten zu geben: Überraschungen am Nachthimmel bleiben also garantiert.

Daniel Fischer

Die Perseiden 2012:
www.imo.net/live/perseids2012
Die NOSS-Satelliten:
www.satobs.org/noss.html
Weitere Beobachtungen des Doppel-Flares:
www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=9786

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