15. Februar: Kleinplanet 2012 DA14 rast vorbei!

Übersichtskarte der Bahn des Kleinplaneten 2012 DA14 am Himmel aus mitteleuropäischer Sicht. Da der Kleinplanet sich bereits wieder von der Erde entfernt, wenn er im deutschsprachigen Raum am Himmel sichtbar wird, verringern sich sowohl Parallaxe als auch Winkelgeschwindigkeit mit der Zeit. Die drei Trajektorien wurden unter Berücksichtigung des Erdeinflusses auf die Asteroidenbahn für Kiel (oben), Wien und Zürich (unten) berechnet. [Frank Gasparini]
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Wer gegen 21:20 MEZ den Comasternhaufen (Mel 111, Bildmitte) mit einem guten Fernglas einstellt, hat – klarer Himmel vorausgesetzt – gute Chancen zu beobachten, wie der 7,m6 helle und mit ca. 0,75°/min sehr schnelle 2012 DA14 durchs Gesichtsfeld wandert. Die Markierungen in den hellen Kreisen (2° Durchmesser) geben die Position zur nebenstehenden Uhrzeit an. [Frank Gasparini]

Mit rund 50m Durchmesser liegt der vor einem Jahr von Amateurastronomen des spanischen La Sagra Sky Survey entdeckte Kleinplanet 2012 DA14 knapp oberhalb der Schwelle, ab der die Erdatmosphäre im Kollisionsfall keinen Schutz mehr böte: Körper dieser Größe schufen – als Metallasteroid – den Barringerkrater in Arizona oder sorgten für die Tunguskaexplosion in der Atmosphäre mit einer verheerenden Druckwelle bis zum Boden. Nichts von dem wird sich am Abend des 15. Februar wiederholen, denn der kosmische Besucher wird der Erdoberfläche nicht näher als 27700km kommen – was aber zugleich die nächste vorhergesagte Begegnung mit einem Himmelskörper dieser Größe ist.

Heller als 8. Größe wird 2012 DA14 wenige Stunden lang sein: Das schafft unter den erdnahen Kleinplaneten sonst nur (433) Eros; mit 3. Größe wird allerdings Apophis 2029 noch 50-mal heller werden. Im Moment der größten Annäherung an die Erde gegen 20:25 MEZ in 0,000228AE (34100km Entfernung vom Erdmittelpunkt) wird sich 2012 DA14 zwar noch unter dem europäischen Horizont befinden, aber das ändert sich schnell, zumal sich der Kleinplanet rasch nordwärts bewegt.

Schon gegen 21:00 MEZ hat 2012 DA14 eine Höhe 10° über Horizont erreicht und ist dann von einem mitteleuropäischen Beobachter rund 36000km entfernt: 7,m6 hell rast er mit 44’/min durch Coma Berenices. Etwa um 21:30 MEZ sind 30° über dem Horizont erreicht, und in 41000km Entfernung wandert 2012 DA14 noch 8,m1 hell durch Canes Venatici. Gegen 22:00 MEZ sind bereits 40° Höhe erreicht, eine Entfernung von 47000km und eine Helligkeit von 8,m6 im selben Sternbild, wobei die Winkelgeschwindigkeit »nur« noch 24’/min beträgt; später in der Nacht erreicht der rasch weiter verblassende 2012 DA14 Ursa Major. All diese Zahlen sind nur Näherungswerte: Zum einen wird die Bahn des Kleinplaneten mit neuer Astrometrie immer noch weiter verbessert, zum anderen macht schon der Standort innerhalb des vergleichsweise kleinen deutschen Sprachraums einen großen Unterschied: Seine Position zwischen den Sternen kann sich anfangs um mehr als 1°(!) unterscheiden.

Spezialkarten für beliebige Orte liefern z.B. Webseiten wie Heavens Above oder calsky; hier wird auch die erhebliche Ablenkung der Bahn durch die nahe Erde berücksichtigt, an der manches Astronomieprogramm scheitert. Impakte von 2012 DA14 können bis Ende des Jahrhunderts schon jetzt mit praktisch hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden: Unbeschwert kann die seltene Beobachtungsgelegenheit genossen werden.

Daniel Fischer

Zahlen zum Besucher:
neo.jpl.nasa.gov/news/news177.html
Science@NASA:
science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2013/28jan_2012da
calsky:
www.calsky.com/cs.cgi/Asteroids/2?

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