1 Jupiter-Durchmesser, 22 Jupitermassen: ein »Superplanet«?

Die Entdeckungslichtkurve von CoRoT-Exo-3b: Sein Durchgang vor dem F-Stern ist als typische trogförmige Einsenkung in der Mitte erkennbar. Insgesamt 34 solcher Transits hat der Satellit gemessen. [Landessternwarte]
Die Entdeckungslichtkurve von CoRoT-Exo-3b: Sein Durchgang vor dem F-Stern ist als typische trogförmige Einsenkung in der Mitte erkennbar. Insgesamt 34 solcher Transits hat der Satellit gemessen. [Landessternwarte]
Ein Himmelskörper mit erheblich mehr als 13 Jupitermassen — und damit zumindestens moderater Kernfusion durch Deuteriumbrennen — ist nach den meisten Definitionen ein Brauner Zwerg, egal wo er sich gerade aufhält. Aber die Entdecker des Objekts CoRoT-Exo-3b, gefunden letztes Jahr mit dem Fotometriesatelliten CoRoT und seither auch von zahlreichen Teleskopen auf der Erde beobachtet, sprechen lieber von einem »Superplaneten«: Der substellare Körper hat nämlich eine Umlaufsperiode von nur 4,3 Tagen und ist vermutlich wie ein Planet in einer zirkumstellaren Scheibe um seine Sonne, einen F3-Stern, entstanden. Und nicht weitgehend unabhängig aus derselben Molekülwolke wie der Stern, wie man es bei Braunen Zwergen annimmt. Theoretische Modelle erlauben die Bildung von Objekten bis zu 25 Jupitermassen aus Sternscheiben, und in anderern kommen bei Kollisionen großer Planeten miteinander solcherlei Superplaneten heraus.

Im Masse/Radius-Diagramm aller Exoplaneten und massearmen Sterne, die vor ihren (Haupt-)Sternen herziehen und deren physikalische Parameter dadurch sehr gut bestimmt werden können, fällt CoRoT-Exo-3B jedenfalls markant aus dem Rahmen: Sein Durchmesser liegt im üblichen Bereich (sowohl schwere Planeten wie leichte Sterne haben oft etwa einen Jupiterdurchmesser) — aber massenmässig sitzt der CoRoT-Fund mitten in einem bisher nahezu leeren Bereich zwischen 10 und knapp 100 Jupitermassen, der schon lange als »Braun-Zwerg-Wüste« bekannt ist. Die Entdecker sind sich selbst nicht sicher, ob sie ihren exotischen Fund (der mit 26±6g/cm3 die doppelte Dichte von Blei hat!) als »Mitglied einer neuen Population sehr massereicher Planeten oder ‚Superplaneten‘« ansprechen sollen oder als »Vertreter des massearmen Teils der Familie der Braunen Zwerge«. So oder so wirft er eine Menge Fragen auf, über die Massen- und Bahnverteilung der Braunen Zwerge ebenso wie eine klare Definition von Planeten anderer Sterne — an die sich selbst die zuständige Internationale Astronomische Union bislang nicht herangetraut hat …

Daniel Fischer

Detaillierte Forschungsarbeit: arxiv.org/abs/0809.2781
Die Wüste der Braunen Zwerge: www.scienceblogs.de/planeten/2008/10/corotexo3b-der-braune-zwerg-in-der-wuste.php

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