Zweites New-Horizons-Ziel 2014 MU69 – nicht nur doppelt, auch noch ein Mond?

Das sind die Daten, ein wenig küstlerisch verfremdet aber im Prinzp roh: die "Sehnen", die die fliegende Sternwarte SOFIA (blau, unten: ein kurzer Aussetzer) am 10. und zahlreiche Beobachter am Boden am 17. Juli (längere Aussetzer für 5 Standorte) über das Kuiper-Gürtel-Objekt 2014 MU69 zogen, während es zwei Sterne bedeckte. Es sind die jeweils gemessenen Lichtkurven des Sterns, an den Himmel projiziert; das Kreuz markiert die erwartete Position des Objekts. [NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/James Tuttle Keane]

Dreimal diesen Juli waren mit einigem Aufwand Sternbedeckungen durch 2014 MU69 im Kuiper-Gürtel beobachtet worden, an dem die NASA-Sonde Zweites New-Horizons-Ziel 2014 MU69 – nicht nur doppelt, auch noch ein Mond? New Horizons am 1. Januar 2019 vorbei fliegen wird: Bisher waren nur Details der dritten Kampagne bekannt geworden, die ein komplexes Objekt zeigen, wohl aus zwei Teilen, die vielleicht nur locker zusammen hängen. Erst jetzt ist mitgeteilt worden, dass es auch bei der zweiten Sternbedeckung – die nur die fliegende Sternwarte SOFIA beobachtete – ein kurzes Verschwinden des Sterns gegeben haben könnte. Aber nicht verursacht durch 2014 MU69 selbst, den in die Sichtlinie zum Stern zu bringen eindeutig misslungen war, sondern einen Mond – auf den es freilich sonst keine direkten Hinweise gibt. Eine zweite (oder, wenn der Hauptkörper doppelt ist, dritte) Masse im System könnte immerhin einen Versatz des Hauptkörpers gegenüber der vorher berechneten Position erklären, in die eine aufwändige Bahnbestimmung und die supergenauen Orte der Sterne, exklusiv bestimmt vom ESA-Satelliten Gaia, eingegangen waren: Alle würden um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen – der zu der Vorhersage passt.

Die Interpretation der Bedeckungsdaten, auch von der fehlgeschlagenen ersten Kampagne ganz oben, bei der keine der ‚Sehnen‘ durch etwas unterbrochen wurde: ein Doppelkörper und in einigem Abstand ein kleiner Mond, die um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen – der der erwarteten Position für einen Einzelkörper entspricht. [NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/James Tuttle Keane]
Mit dem ersten Besuch bei einem kleinen und wohl typischen Bewohner des Kuipergürtels – New Horizons‘ erstes Ziel Pluto war als einer der größten und Zwergplanet eher ein Exot – betritt die Erforschung des Sonnensystems ein weiteres Mal Neuland: Jede Vorabinformation über das Ziel ist da wichtig. Die Sternbedeckungen dienten neben der Vermessung von 2014 MU69 selbst auch der Erkundung seiner näheren Umgebung, und SOFIAs Verdacht auf einen Mond – leider ohne anderweitige Bestätigung – ist da ein wichtiger Datenpunkt. Im Dezember 2018 wird New Horizons selbst im Anflug intensiv die Umgebung des Ziels nach Kleinkörpern absuchen – und möglichen Gefahren! Noch Mitte Dezember könnte die Bahn notfalls etwas modifiziert werden. Wie 2015 am Pluto wird dann beim Vorbeiflug der Bordspeicher rasant voll geschrieben, mit ebenfalls sehr langsamer Übertragung der Daten bis Herbst 2020. Die besten Bilder der Oberfläche sollten 30 Meter pro Pixel erreichen, beim Pluto waren es 70. Der Besuch bei MU69 (der demnächst per Volksabstimmung einen Spitznamen und nach dem Vorbeiflug einen richtigen Namen bekommen soll) ist übrigens nur Teil der Erforschung des Kuiper-Gürtels vor Ort: Von 2016 bis 2021 beobachtet New Horizons noch rund 30 weitere seiner Körper aus der Ferne und mit z.T. ungewöhnlicher Geometrie und erkundet auch die ‚Umweltbedingungen‘.

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