Vesta in Opposition – und Dawn schraubt sich näher

Abb. 1: Der Kleinplanet Vesta aus ca. 15000km Entfernung, von der deutschen Kamera auf der NASA-Sonde Dawn kurz nach deren Ankunft im ersten Orbit Mitte Juli aufgenommen: Es dominiert der Zentralberg eines gewaltigen Impaktkraters. [NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA].
Abb. 2: Aufsuchkarte für Vesta vom 1.8. bis 30.9.2011: Der Kleinplanet hält sich ganz im Süden des Capricornus auf, immerhin in einer sternarmen Gegend, so dass er zumindest im Fernglas leicht zu identifizieren sein sollte. [interstellarum, Gasparini]
Abb. 2: Aufsuchkarte für Vesta vom 1.8. bis 30.9.2011: Der Kleinplanet hält sich ganz im Süden des Capricornus auf, immerhin in einer sternarmen Gegend, so dass er zumindest im Fernglas leicht zu identifizieren sein sollte. [interstellarum, Gasparini]

In den kommenden Wochen steht der Kleinplanet (4) Vesta gleich doppelt im Blickpunkt: Er erlebt eine besonders günstige Opposition und wird bis 5 ,m6 hell – und am 16. Juli ist die NASA-Sonde Dawn in einer Umlaufbahn in 16000km Abstand angekommen und nähert sich ständig weiter an, bis sie Mitte August zunächst bei 2750km innehalten soll. Dagegen verblasst natürlich die Erdnähe Vestas, die am 1. August mit 1,227AE oder 183,5 Mio. km erreicht wird, gefolgt von der Opposition und größten Helligkeit von +5 ,m63 am 5. August. Noch bis zum 22. August bleibt Vesta heller als 6 ,m0. Im Prinzip wäre das leicht mit dem bloßen Auge zu schaffen, doch die Deklination von –23° bis –25° im Steinbock erschwert die Sicht für Mitteleuropa erheblich, und kurz nach der Opposition beginnt auch wieder der Mond zu stören. So dürfte die Faszination dann doch eher den immer schärfer werdenden Aufnahmen der deutschen Dawn-Kameras gelten, die schon Mitte Juni die Auflösung der besten Hubble-Aufnahmen hinter sich gelassen haben.

Vesta ist trotz nur 530km mittleren Durchmessers bereits ein teilweise differenzierter Himmelskörper mit chemisch unterschiedlichen Schichten und dürfte sogar eine Art Vulkanismus erlebt haben: Das weiß man aus Spektren des Asteroiden und mehrerer kleinerer Brocken, die nach einer schweren Kollision von ihm absplitterten, wie auch der Untersuchung zahlreicher Meteoriten, die danach ihren Weg zur Erde fanden.

Vesta deswegen gleich als »Protoplanet« zu bezeichnen, wie es neuerdings ein paar Planetenforscher tun, ist zumindest im astronomischen Sinne trotzdem falsch: Dort werden so künftige Planeten in ihrer Frühphase genannt, aber Vesta hatte nie die Chance, zu einem terrestrischen Planeten weiter zu wachsen. Andererseits dürften aber letztere, die Erde inklusive, während ihrer Entstehung Vesta-ähnliche Phasen durchlaufen haben: Das macht speziell diesen Kleinplaneten so interessant für die systematische Erforschung aus der Umlaufbahn, die noch bis Mai 2012 andauert, wenn sich Dawn mit seinem Ionentriebwerk in Richtung Ceres verabschiedet. Bis auf 200km an die Oberfläche hinab wird sich Dawn später dieses Jahr noch heran wagen, wobei das komplizierte Schwerefeld des unrunden Körpers eine besondere Herausforderung darstellt. Bisher hat alles perfekt geklappt: Dawns Triebwerk schaffte es durch monatelanges stetiges Abschießen von Xenon-Ionen genau nach Plan, die Orbits von Dawn und Vesta immer mehr anzugleichen, bis schließlich die erste noch schwach gebundene Umlaufbahn erreicht war. Im Februar 2015 soll sich das beim doppelt so großen und weiter als Vesta gediehenen Zwergplaneten Ceres wiederholen – der übrigens gerade etwas weiter östlich von Vesta im Cetus seine Oppositionsschleife beginnt und Mitte September in 2,0AE Erdabstand 7 ,m7 erreichen wird.

Daniel Fischer

Dawn-Nachrichten:
www.dawn.mps.mpg.de/index.php?id=16
Alle Bilder:
dawn.jpl.nasa.gov/multimedia/vesta_dawn_gallery.asp
Vorbericht:
www.oculum.de/newsletter/astro/100/30/9/139.tm0fi.asp#5

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