Um 2022: Heller roter Stern soll im Schwan aufleuchten

Hier, neben einem der "Flügel" des Schwans, wird nach der kühnen Prognose eines Astrophysikers Anfang der 2020-er Jahre ein rötlicher Stern zweiter Größe aufleuchten und den Anblick des Sternbilds für jeden sichtbar deutlich verändern. [Larry Molnar, Calvin College]

Zwei schwache Sterne im Sternbild Schwan umkreisen einander immer schneller, berühren sich bereits und dürften in wenigen Jahren verschmelzen – wobei ihre Helligkeit um einen Faktor 10000 nach oben schnellen und ein für das bloße Auge auffälliger neuer rötlicher Stern am Himmel erscheinen sollte. So jedenfalls die kühne Prognose eines amerikanischen Astronomen – der sich auf einen gut untersuchten Präzedenzfall im vergangenen Jahrzehnt berufen kann.

Die Nova Scorpii 2008 – später als V1309 Sco katalogisiert – hatte zunächst wie eine gewöhnliche Nova-Explosion ausgesehen, bei der es zu einer thermonuklearen Explosion auf der Oberfläche eines Weißen Zwergs kommt, wo sich Materie eines Begleiters angehäuft hat. Doch vieles am weiteren Verlauf passte nicht zu solch einer klassischen Nova, und zugleich fanden sich umfangreiche Archivdaten des explodierten Sternsystems: Hier hatten sich zuvor zwei Sterne alle 1,4 Tage umkreist – und die Periode war immer kürzer geworden. Praktischerweise verfinsterten sich die Sterne bei jedem Umlauf gegenseitig, so dass sich sich die Periode einfach aus der Lichtkurve ablesen ließ. Nun passte alles zusammen: Die beiden Sterne waren 2008 einander so nahe gekommen, dass sie miteinander verschmolzen waren. Dabei wurde eine Menge Energie freigesetzt, und der resultierende „Mergerburst“ führte zu dem novaähnlichen Helligkeitsausbruch: So etwas wird auch als Rote Nova bezeichnet wird und dürfte zu ein paar anderen beobachteten Sternausbrüchen der Vergangenheit in der Milchstraße und auch anderen Galaxien passen. Am Ende bleibt immer ein quasi neu geborener Einzelstern übrig, der langsam abkühlt.

Genau dieses Szenario dürfte sich in den ersten Monaten des Jahres 2022 ±7 Monate auf für Erdlinge besonders auffällige Weise wiederholen, denn mit dem Doppelstern KIC 9832227 geht es genau so zuende wie mit dem Vorgänger der Nova Sco 2008: Die Bahnperiode der beiden Sterne – derzeit knapp 11 Stunden – verkürzt sich immer schneller. Zum ersten Mal hatte Larry Molnar vom Calvin College in Michigan vor zwei Jahren auf diesen Fall hingewiesen, gestern nun konnte er verkünden, dass der rapide Bahnverfall exakt dem damaligen Modell folgt. Die beiden Sterne haben etwa 1,4 und 0,3 Sonnenmassen: Was genau passieren wird, wenn sie sich in ein paar Jahren zu einem Stern vereinigen (und was eigentlich der genaue Mechanismus ist, der sie zusammen treibt), darüber herrscht noch viel Unklarheit, ebenso über den Zeitpunkt, an dem der Rote-Nova-Ausbruch einsetzt. Grob abschätzen lässt sich aber, dass die Helligkeit sechs Monate lang ansteigen und dann mehrere Monate lang einen Maximalwert um +2m halten sollte. Eine groß angelegte Beobachtungskampagne ist in Vorbereitung, bei der auch Amateurastronomen eine gewichtige Rolle spielen sollen: Schon jetzt können sie den 12m hellen Doppelstern fotometrieren – und wenn die Rote Nova wirklich kommt, können kleine Teleskope für manches sogar besser geeignet sein als die großen der Profis.

Daniel Fischer

LINKS:
Detaillierte Forschungsarbeit: http://www.calvin.edu/academic/phys/observatory/MergingStar/MolnarEtAl2017.pdf
Calvin College Press Release: https://calvin.edu/news/archive/astronomy-prof-student-predict-explosion-that-will-change-the-night-sky
Pressekonferenz Molnars: https://files.aas.org/aas229/aas_229_press_2017-01-06_stars_and_interstellar_space.mp4 (ab Minute 10)
Präzedenzfall V1309 Scorpii: http://www.aanda.org/articles/aa/full_html/2011/04/aa16221-10/aa16221-10.html
Zusammenfassung dieses Falles: https://astrobites.org/2012/08/01/two-stars-merged-and-we-got-to-watch

1 Kommentar zu Um 2022: Heller roter Stern soll im Schwan aufleuchten

  1. Hallo,
    wie stehen die 1700 Lichtjahre in Relation zum Explosionsradius der Nova, schafft es die Partikelwolke in nennenswerten umfang, unser Sonnensystem zu erreichen.

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