Titan: Hinweise auf jahreszeitliche Änderungen

Falschfarbenbild des Ligeia Mare, eines der größten Meere auf dem Titan. [NASA/JPL-Caltech/Cassini Radar Science Team/Antoine Lucas/Oded Aharonson]

In hohen nördlichen Breiten, ganz in der Nähe des Pols des Saturnmondes Titan befindet sich das Methanmeer Ligeia Mare. Von der Ausdehnung her in etwa mit dem irdischen Lake Superior (Oberer See, Nordamerika) zu vergleichen, erreicht es eine Tiefe von bis zu 170m. Zu finden ist in dem Seebecken neben flüssigem Methan auch Ethan und gelöster Stickstoff. Ligeia Mare ist auf der Nordhalbkugel nicht das einzige mit Flüssigkeit gefüllte Oberflächenmerkmal. Seen und Meere aus flüssigen Kohlenwasserstoffen sind im Gegenteil weit verbreitet.

Dennoch zeichnet das Meer eine Besonderheit aus: In einem ca. 20km × 20km großen Gebiet sind Anzeichen dynamischer Phänomene auszumachen, die als erste Hinweise auf aktive Oberflächenprozesse im Norden des Mondes – und damit auf den langsam beginnenden Sommer – gedeutet werden können. Titan erlebt aufgrund seiner Bahngeometrie ausgeprägte Jahreszeiten, die jeweils sieben Erdenjahre lang andauern. Bis 2009 herrschte auf Titan der nordische Winter, der unter anderem auch die Polarregion für Jahre in das Dunkel und die Kälte der Polarnacht hüllte. Derzeit herrscht dort nun Frühling und die hohen nördlichen Breiten befinden sich in permanentem Sonnenlicht. Auf der Südhemisphäre und rund um den Äquator des Mondes sind Oberflächenveränderungen wie z.B. wandernde Küstenlinien schon seit Jahren bekannt. Gleiches wird spätestens mit dem einsetzenden Sommer auch für die nördlichen Breiten erwartet. Denn vor dem Hintergrund der fortdauernden Sonneneinstrahlung erhöhen sich auch die Temperaturen auf der Nordhalbkugel des Mondes um einige Grad Celsius, bis sie zum Sommer des Jahres 2017 dort ihre Höchstwerte erreichen werden. Dadurch werden die nördlichen Oberflächengewässer verdampfen und ihr freigesetztes Methan die Mondatmosphäre anreichern. Vermutlich wird es zu dieser Zeit in den höheren südlichen Breiten zu Methan-Niederschlägen kommen, die die trockenen südpolaren Seebecken füllen, während die nördlichen Breiten austrocknen.

Die aktuell beobachteten kleinräumigen radarauffälligen Ereignisse, die auf älteren Aufnahmen nicht auszumachen sind, markieren insofern den Beginn dieses Prozesses. Sie können von Wellenbewegungen der ansonsten glatten Gewässeroberflächen herrühren, denn mit den steigenden Temperaturen sollten ebenfalls lokale Winde auffrischen. Des Weiteren sind aufsteigende Gasblasen oder schwimmende Objekte, die während des Winters im Nordmeer eingefroren waren, als Ursache der Auffälligkeiten denkbar. In jedem Fall sind die Seen und Meere von Titan erheblichen saisonalen Schwankungen ausgesetzt.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
www.nature.com/ngeo/jour

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