Spanische Feuerkugel auf gespaltenen Kometen zurückgeführt

Am 11. Juli 2008 wurde über Spanien, Portugal und Frankreich ein greller Meteor mit bis zu 150-facher Vollmondhelligkeit beobachtet und mehrfach im Bild festgehalten, aber großes Aufsehen erregte der Fall zunächst nicht.

Der Bejar-Bolide über Torrelodones, Madrid, Spanien: Er ist die lange Leuchtspur rechts des beleuchteten Hauses, über dem der überbelichtete Mond steht. [J. Perez Vallejo/SPMN]
Der Bejar-Bolide über Torrelodones, Madrid, Spanien: Er ist die lange Leuchtspur rechts des beleuchteten Hauses, über dem der überbelichtete Mond steht. [J. Perez Vallejo/SPMN]
Die Analyse von Fotos und Videos machte es zwar wahrscheinlich, dass Restmaterial den Erdboden erreicht hat, aber gefunden wurde bisher nichts. Doch nun lässt eine Analyse der Flugbahn des Meteoroiden vor seinem Eindringen in die Erdatmosphäre den Fall in einem ganz neuen Licht erscheinen. Normalerweise kann man Meteoroide dieser Art in den Asteroidengürtel zurückverfolgen, wie etwa eine Feuerkugel am 13. Januar 2008 über Süddeutschland — doch der Körper vom Juli war von jenseits der Jupiterbahn gekommen!

Und der heliozentrische Orbit des rund 1,8 Tonnen schweren und ein Meter großen und ziemlich dichten Brockens (alles Informationen, die der Lichtkurve zu entnehmen sind) passt verblüffend zur Bahn des Kometen C/1919 Q2 (Metcalf), der im Jahre 1920 zerbrochen war und dabei auch den Meteorstrom der Omicron-Draconiden hinterließ. Nach einem Modell von Kometenkernen aus den 1980-er Jahren bestehen diese aus relativ großen festen Brocken, die durch eine Art Zement aus kleineren Teilchen und Eis zusammengehalten werden. Der Körper, der im Juli über Südwesteuropa in die Atmosphäre eintrat, könnte genau solch ein massives Fragment des Metcalf-Kerns gewesen sein. Die Leuchterscheinung begann in 98km Höhe und endete in 21km Höhe: Die Lichtkurve der Feuerkugel, die drei automatische Stationen und ein Fotograf im Bild festhielten, spricht dafür, dass etwas Restmasse den Boden erreicht hat. Wenn sich davon etwas finden ließe, dann hätte die Wissenschaft womöglich ein Stück Kometenkern in Händen. Auch wenn die gefrorenen Gase, die einen Kometen letztlich ausmachen, natürlich verschwunden sein würden.

Daniel Fischer

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