Sonneberger Fotoplatten entschlüsseln Novae

Nicht gerade nach moderner Astrophysik sieht die Sammlung historischer Fotoplatten der Sternwarte Sonneberg in Thüringen aus — aber dieses Archiv bietet zusammen mit demjenigen der Harvard-Universität die einmalige Chance, das Verhalten eruptiver Sterne viele Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück zu verfolgen. [Ashley Pagnotta]
Nicht gerade nach moderner Astrophysik sieht die Sammlung historischer Fotoplatten der Sternwarte Sonneberg in Thüringen aus — aber dieses Archiv bietet zusammen mit demjenigen der Harvard-Universität die einmalige Chance, das Verhalten eruptiver Sterne viele Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück zu verfolgen. [Ashley Pagnotta]
Die Arbeit war mühsam und hatte so gar nichts vom Glanz moderner astronomischer Instrumente auf spektakulären Sternwarten — aber am Ende dürfte dank der ausgiebigen Sichtung tausender historischer Fotoplatten in den USA und in Deutschland bis 1890 zurück der Beweis geglückt sein, dass Wiederkehrende Novae die Vorgänger jener Sternpaare sind, die grell aufleuchtend als Supernovae des Typs Ia untergehen. So manche Nova ist in Wirklichkeit eine der wiederkehrenden Art — und die Entdeckungseffizienz aller heutigen Nova-Suchprogramme lässt immer noch zu wünschen übrig. Die Supernovae des Typs Ia stehen wegen ihres Nutzens als extrem helle »Standardkerzen« im Mittelpunkt kosmologischer Entfernungsmessungen: Da erscheint es ratsam, alles Erdenkliche über den — keineswegs schon im Detail verstandenen — Mechanismus ihrer Explosionen zu lernen, aber auch jene Sternsysteme in Erfahrung zu bringen, die eines Tages dieses Schicksal erleiden. Die Wiederkehrenden oder Rekurrierenden Novae waren schon lange der führende Kandidat, hat man es doch dabei mit einem Weißen Zwerg zu tun, auf den von einem Begleiter ein Materiestrom fließt: Immer wieder kommt es zu thermonuklearen Explosionen auf der Oberfläche des Sterns, wenn sich genug Gas angesammelt hat. Die Durchmusterung von zwei astronomischen Plattensammlungen in den USA und einer ähnlich großen an der Sternwarte im thüringischen Sonneberg hat nun — zusammen mit gesammelten visuellen Beobachtungen vor allem von Amateurastronomen — die Hypothese erhärtet. Zum einen lässt sich nun hochrechnen, dass es tatsächlich genug Rekurrierende Novae in der Milchstraße gibt, etwa 10000 nämlich, um die (bei anderen Galaxien) beobachtete Rate der Typ-Ia-Supernovae zu erklären: Dieser finale Fall tritt ein, wenn sich so viel Materie auf dem Weißen Zwerg angesammelt hat, dass er nicht mehr stabil ist. Und die Analyse des Verhaltens mehrerer Rekurrierender Novae im Lauf von Jahrzehnten zeigt, dass sie bei ihren »kleinen« Explosionen weniger Materie in den Weltraum verlieren als zuvor auf sie geströmt war: Das erkennt man daran, dass die Umlaufperiode von Weißem Zwerg und Begleiter nach der Explosion unverändert ist. Die Sterne werden also tatsächlich langsam immer schwerer — und das Supernova-Schicksal ist der natürliche Endpunkt.

Daniel Fischer

Pressepaket zu dieser Arbeit: www.phys.lsu.edu/recurrentnova

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