SOHO-Satelliten entdeckt Komet Nr. 1500

Nur ein paar etwas hellere Pixel (die sich allerdings mit der Zeit gleichmäßig fort bewegten): So wurde am 25. Juni der 1500. SOHO-Komet entdeckt. [ESA]
Nur ein paar etwas hellere Pixel (die sich allerdings mit der Zeit gleichmäßig fort bewegten): So wurde am 25. Juni der 1500. SOHO-Komet entdeckt. [ESA]
Sämtliche anderen Kometenentdecker der Astronomiegeschichte zusammengenommen waren bei weitem nicht so erfolgreich wie ein einziger Satellit: das Solar and Heliospheric Observatory von ESA und NASA, das 1995 eigentlich zu ganz anderen Zwecken gestartet worden war. Die lückenlose Beobachtung der Sonne aus dem Lagrangepunkt 1,5 Mio. km »vor« der Erde mit einem Dutzend Instrumenten war und ist SOHOs Aufgabe, zur Grundlagenforschung wie auch zur Überwachung des Weltraumwetters. Dazu dienen unter anderem mehrere Koronographen, bei denen eine Scheibe die Sonne selbst abdeckt, um wie bei einer Sonnenfinsternis die viel schwächere Korona sichtbar zu machen. Schon von Vorgängersatelliten war bekannt, dass solche Instrumente gelegentlich Kometen zeigen, die in Sonnennähe besonders hell werden, aber SOHO hat sie alle weit in den Schatten gestellt. Nicht nur sind seine Koronographen schärfer und empfindlicher, ihr ständiger Bilderstrom wird seit Ende der 1990-er Jahre auch mit teilweise nur einer Viertelstunde Verzögerung frei ins Internet übertragen.

Scharen von Amateurastronomen rund um den Globus – für einige ist es ihre Hauptaufgabe geworden – durchsuchen die Bilderserien nach sich bewegenden Lichtwölkchen, die meist knapp über dem Rauschniveau und zwischen zahlreichen Artefakten von Strahlungstreffern hindurch wandern. Auch der 1500. Kometenfund, der Ende Juni dem US-Amateur Rob Matson mit SOHO gelang, war solch eine marginale – aber eindeutige Erscheinung (Abb.). Wie rund 85% der SOHO-Entdeckungen gehört dieser Komet zur Kreutz-Gruppe, Bruchstücken eines ehemals großen Kometen, der sich bei einer engen Sonnenpassage vor Jahrhunderten auflöste. Wenn sie nun, eines nach dem anderen, zur Sonne zurückkehren und sich bis auf 1,5 Mio. km ihrer Oberfläche nähern, strahlen sich noch einmal auf, während sie sich in der mörderischen Hitze in kleine Staubwolken verwandeln und fast alle vor den Augen SOHOs zerstört werden. Ihr Verhalten in diesen letzten Stunden verrät manches über Zusammensetzung und Physik der Kometenkerne. Auch mehrere andere Kometengruppen wurden unter den SOHO-Funden ausgemacht und tragen nun die Namen der Entdecker: Die beiden deutschen Amateure Maik Meyer und Rainer Kracht sind so Teil des Kometenhimmels geworden.

Daniel Fischer

ESA-Pressemitteilung zum 1500. Fund: www.esa.int/esaCP/SEMB94SHKHF_index_0.html

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