Schulen jagen Kosmische Strahlung

Eine ungewöhnliche Mischung aus astronomisch-physikalischer Grundlagenforschung in großem Stil und der Einbeziehung von zahlreichen Schulen in ein echtes wissenschaftliches Projekt erfreut sich in mehreren Ländern großer Beliebtheit: An die teilnehmenden Schulen werden – auf Kosten von Forschungseinrichtungen – relativ einfache Detektoren für Luftschauer verteilt, die von Teilchen Kosmischer Strahlung in der Hochatmosphäre ausgelöst werden. Gejagt wird speziell nach den mysteriösen UHECRs, bei denen ein Teilchen ungefähr die Energie eines Ziegelsteins hat, der vom Dach fällt: Eine Handvoll dieser Ultrahochenergie-Partikel sind bereits nachgewiesen worden, doch ihre kosmischen Quellen und selbst ihre eigene physikalische Natur sind völlig rätselhaft geblieben. Mit dem Pierre Auger Observatory in Argentinien nähert sich gerade der größte Detektor der Vollendung, der speziell für die Erforschung der UHECRs entwickelt wurde – doch das ist nicht der einzige Weg.

Die Schauer aus sekundären Teilchen, die ein UHECR auslöst, verteilen sich am Erdboden über eine riesige Fläche, die keineswegs dicht mit Detektoren gefüllt werden muß: Hier und da ein Instrument reicht schon, um einiges über das ursächliche UHECR zu lernen. Und warum die Detektoren nicht auf Schulen verteilen? Dort gibt es zum einen Internet- oder zumindest Telefonanschlüsse für die Weiterleitung der Daten, und die Schüler (und Lehrer!) werden durch die auffälligen wie geheimnisvollen Kisten vielleicht zu mehr Beschäftigung mit Naturwissenschaft angeregt. Zahlreiche Projekte dieser Art gibt es inzwischen (Science 310 [4.11.2005] 770), vor allem in den USA aber auch in den Niederlanden: CHICOS, CROP, ALTA, WALTA und HiSPARC seien hier genannt. Und Deutschland? Hier war Anfang des Jahrzehnts ein besonders umfangreiches Projekt namens SkyView in Vorbereitung, in das bereits die erste Million Mark gesteckt worden war. Dann aber, so hat interstellarum aus Projektkreisen erfahren, ging das Geld aus und das Team verstreute sich auf mehrere Institute – demnächst könnten die Skyview-Pläne aber wiederbelebt werden.

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