Normalerweise erscheinen die Ringe als zweidimensionale Scheibe, die in Wirklichkeit aus unzähligen einzelnen Eis- und Gesteinsbrocken besteht — doch nun wird plötzlich durch den flachen Schattenwurf eine dritte Dimension sichtbar, von der man bisher oft nur theoretisch wusste. So verbiegt der winzige Mond Daphnis die Ringe am Rand der Keeler-Lücke, die er verursacht, und die Wellen — mit bis zu 1,5km rund 100 Mal so hoch wie die Ringdicke — werfen lange Schatten. Oder es wird ein geradezu gezähntes Muster am Rand des B-Rings sichtbar, das übrigens zum ersten Mal Amateurastronomen beim Betrachten des frisch — und automatisch — veröffentlichten Cassini-Bilderstroms auffiel. Besonders aufschlussreich sind Cassini-Bilderserien von der unbeleuchteten Seite der Ringe aus, wenn von der anderen schräg ein Mondschatten über sie wandert: Dann macht sich die ganz unterschiedliche Dichte verschiedener Ringteile drastisch bemerkbar, indem der Schatten plötzlich zu verschwinden scheint. Auch die gegenseitigen Verfinsterungen der Saturnmonde, die es nur rund um die Tag- und Nacht-Gleiche gibt und die auch ein beliebtes Motiv für Amateurastronomen darstellen, verfolgt Cassini zuweilen. Die kommenden Wochen versprechen wieder andere Einsichten, wenn die Sonne exakt auf die Kante der Ringe scheint: Noch nie war eine Raumsonde in solch einem raren Moment dem Ringplaneten so nahe!
Daniel Fischer
Die Ringe aus irdischer Sicht: www.astrode.de/sat0609.htm | |
Daphnis‘ Effekte an der Keeler-Lücke: saturn.jpl.nasa.gov/photos/imagedetails/index.cfm?imageId=3541 | |
Der Tethys-Schatten (auch als Film): photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA11659 |
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