Wenn der Ringplanet Saturn am 10. Februar seine Oppositionsstellung erreicht, wird er genau 0,0m Helligkeit haben – und es wird 2015 werden, bis der Planet am Himmel erneut so hell erscheint. Zum einen entfernt sich Saturn auf seiner elliptischen Bahn bis 2018 immer weiter von der Sonne, und zum anderen sehen wir immer flacher auf die Ringe, die derzeit noch 14° gegen den Sehstrahl geneigt sind (so auf schön verarbeiteten Amateuraufnahmen vom 26. und 23. Januar). 1995/6 war die letzte Ringkantenstellung, 2003 wurde die maximale Neigung von 27° erreicht, und die nächste Kantenstellung folgt 2009. Ganz anders natürlich der Blick vom Saturnorbiter Cassini aus, der nach Wunsch auch einmal von oben auf Planet und Ringe schauen (Bild: ein von externen Saturnfans erstelltes Mosaik aus Bildern vom Januar) oder sich einen rasanten Durchgang durch die Ringebene verschaffen kann. Die PR-Spezialisten des Cassini-Programms sind es auch, die zu einer Nacht des Saturn in Zeitnähe zur Opposition aufrufen: Es sind bereits einige Veranstaltungen gemeldet, weitere Initiativen sind willkommen! (Nicht zu vergessen derweil die kleine Merkur-Sichtbarkeit derzeit am Abendhimmel; auch der Uranus steht in der Nähe der Venus.) Intensives Interesse auch seitens der Forschung wird dem Saturn und seinen Begleitern heutzutage entgegengebracht, und gerade in den letzten Wochen purzelten wieder die Entdeckungen. Z.B. aus der Theorie-Abteilung: Die hohe Temperatur der oberen Saturnatmosphäre ist unverstandener denn je! Wie Smith et al. (Nature 445 [25.1.2007] 399-401) feststellen mussten, kann die Magnetosphäre zwar der polaren Atmosphäre Energie zuführen, aber der Nettoeffekt der dadurch ausgelösten Windströmungen ist eine Kühlung der Thermosphäre in niedrigen Breiten! Dieser muss also ein anderer Prozess Energie zuführen. Ebenfalls theoretisch erschlossen wurde eine Temperatur von mehr als +200°C im Inneren von Enceladus: Das folgt aus der Chemie der Fontänen, die dieser eher kleine Saturnmond ausstösst, im Kontext der Chemie des großen Titan, wie sie Huygens mass. Spencer & Grinspoon (Nature 445 [25.1.2007] 376-7) halten nunmehr das Innere von Enceladus für einen der lebensfreundlichsten Orte im Sonnensystem. Mit dem Vorteil, dass eventuelle Mikroorganismen dank der Fontänen in den Weltraum gespült würden, so dass man sie bloss einzusammeln brauchte.
Diese Schlussfolgerungen sind unabhängig von der neuerdings wieder kontroversen Frage, ob es einen Ozean aus flüssigem Wasser dicht unter Enceladus‘ Oberfläche oder nicht gibt, der die Quelle der von Cassini mehrfach gesichteten Fontänen ist. Das erste Modell war von einem Ozean stellenweise nur 7(!) Meter unter der eisigen Oberfläche ausgegangen (Porco et al., Science 311 [10.3.2006] 1393-1401), aber ein Alternativmodell sieht stattdessen Klathrate am Werk, die nach dem Auftreten tektonischer Brüche ausgasen (Kieffer et al., Science 314 [15.12.2006] 1764-6). Damit bliebe der Jupitermond Europa das vielversprechendere Ziel für das erste Uboot auf einem anderen Himmelskörper. Eine gigantische Wolke am Nordpol Titans wurde gerade von Cassini entdeckt, 2400 km lang und offenbar stabil: Sie könnte die Quelle der flüssigen Kohlenwasserstoffe sein, die zahlreiche Seen in der Nordpolregion Titans gefüllt haben. Auf die war Cassinis Radar gestossen, und es gilt inzwischen als gesichert, dass die extrem radardunklen Flecken mit scharfen Rändern wirklich volle oder halbvolle stehende Gewässer sind (Stofan et al., Nature 445 [4.1.2007] 61-4, auch Sotin, ibid. 29-30).
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