Mehrere römische Quellen beschreiben ein ausgeklügeltes Ritual bei der Gründung neuer Städte, das von den Etruskern übernommen wurde: Die Stadt wird einerseits sehr systematisch angelegt und hat ausgeprägte Achsen und wird andererseits als Abbild des Himmels auf der Erde verstanden. Eine Ausrichtung nach astronomischen Gesichtspunkten liegt da eigentlich nahe, aber bislang war keine Systematik entdeckt worden. In einer neuen Untersuchung an allen 38 römischen Städten im heutigen Italien beginnt nun erstmals ein Effekt aufzutauchen, über dessen Signifikanz man diskutieren kann. Die Orientierung römischer Städte ist danach nicht zufällig sondern fällt überwiegend in zwei Familien: Entweder liegt die Hauptachse innerhalb von 10° von der Ost-Richtung – oder zeigt ungefähr auf den Punkt am (mathematischen) Horizont, wo die Sonne zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende aufgeht. Einige Städte scheinen sich auch am Sonnenaufgangspunkt am Datum wichtiger Feste zu orientieren. Die Anlage von römischen Städten und Militärcamps könnte übrigens ähnlichen Gesichtspunkten gefolgt sein: Die castra scheinen strenger nach den Himmelsrichtungen orientiert zu sein als strategisch Sinn macht. Das vergessene astronomische Wissen der Römer, so die Intention dieser ersten Arbeit, möge endlich gehoben werden.
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