Raumfahrer, Teleskope und die Kosmologie – die erfolgreiche Zusammenarbeit der Sternwarte Siebengebirge mit der Bad Honnefer Schule »Schloss Hagerhof«

Abb. 1: Rund 150 Schüler von Schloss Hagerhof konnten am 9. Mai 2016 den Merkurtransit mit ihren eigenen Augen beobachten. Möglich wurde dies durch ein Dobson-Teleskop, welches die Schule bei einem Schülerwettbewerb der Sternwarte Siebengebirge e.V. gewonnen hatte. [D. Krämer]

Sogar das WDR-Fernsehen war eigens vorbeigekommen, um einen Kurzbericht über eine spannende Veranstaltung der Sternwarte Siebengebirge in der Bad Honnefer Schule Schloss Hagerhof für die abendlichen Lokalnachrichten zu drehen. Die Mitglieder des Vereins nahmen die Schüler mit auf eine aufregende Reise durch unser Universum und erzählen von ihrer großen Leidenschaft für die Astronomie.

Die drei Experten des Vereins, Thomas Haas, Christian Preuß und Peter Oden, warteten mit reichlich Futter für das wissenshungrige Publikum auf. Extra für ihre Vorführungen hatten sie ihre Instrumente aufgebaut, um den jungen Zuschauern eine Vorstellung von der Größe und Komplexität des anspruchsvollen Equipments von Amateurastronomen zu vermitteln. Christian Preuß übernahm es, die neueste Anschaffung des Vereins, ein 100mm-Hα-Teleskop zur Sonnenbeobachtung, zu erklären. »Das Besondere an diesem Fernrohr ist ein spezielles Filter, das nur das Licht einer einzigen roten Emissionslinie des Wasserstoffs, Hα genannt, durchlässt und so ungeahnte Details auf der Sonne sichtbar macht, wie die Protuberanzen, gewaltige Explosionen am Sonnenrand, größer als selbst die ganze Erdkugel«, schwärmt Dirk Krämer, Lehrer am Schloss Hagerhof.

Abb. 2: Das neue Sonnenteleskop der Sternwarte Siebengebirge e.V., ein Lunt Ls100 B1800 Hα-Teleskop von Bresser auf der neuen AVX-GoTo-Montierung von Celestron. [C. Preuß]

Schlaue Frage zur Kosmologie

Thomas Haas erklärte sein mitgebrachtes 11-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Spiegelteleskop, nicht ohne unerwähnt zu lassen, dass der Verein über ein mit 20 Zoll (50 cm Spiegeldurchmesser) noch größeres Fernrohr, von ihnen stolz DrachenAUGE genannt, verfügt. Es ist das größte noch mobil einsetzbare Teleskop der Region. Auch wurde den Schülerinnen und Schülern angeboten, zur nächsten Beobachtungsnacht auf den Drachenfels zu kommen. Der Drachenfels im Naturpark Siebengebirge ist gewissermaßen der Hausberg für die mobilen Einsätze des Vereins. Zur schnelleren Kommunikation möchte der Verein eine Gruppe bei WhatsApp einrichten, die jeder Interessierte nutzen kann, um keine spontane Beobachtungsnacht zu verpassen. »Peter Oden schließlich entführte die Jugendlichen der Klassen 7 bis 9 aus dem Klassenzimmer in das unendliche All«, so Krämer weiter. »Thema seines von faszinierenden Fotos begleiteten Vortrags war die Kosmologie, also die Lehre vom Anfang und dem Werden des Weltalls. Dabei waren Zwischenfragen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht, so dass sich ein reger Gedankenaustausch entwickelte und Herr Oden zugeben musste, dass er so viel Sachverstand den zum Teil jungen Zuhörern nicht zugetraut hatte. Wichtig war allen drei Referenten, immer wieder das Bild des Menschen als ein Teil des Kosmos in das Augenmerk des Publikums zu rücken, und damit auch die Verantwortung von uns Menschen für unsere winzige kosmische Heimat, denn »wir sind alle Sternenstaub«.«

Mars-Wettbewerb und Merkurtransit

Bereits im Jahr 2015 nahmen Schüler vom Schloss Hagerhof erfolgreich am Schülerwettbewerb »MARS – Olympus Mons« teil, den die Sternwarte Siebengebirge in Kooperation mit der Europäischen Weltraumagentur ESA veranstaltete. Im Rahmen der »VMC Imaging Campaign« der ESA gehörte der Verein zu 25 ausgesuchten Organisationen aus der ganzen Welt (nur vier kamen aus Deutschland), für welche die VMC-Weitfeld-Kamera der ESA-Raumsonde Mars Express exklusive Fotos des Planeten Mars aufnahm, die dann in den einzelnen Projekten weiter verarbeitet wurden. Die Sternwarte Siebengebirge veranstaltete dazu einen eigenen Kunst und Wissenswettbewerb rund um den Mars und seinen Riesenvulkan Olympus Mons, den teilnehmende Schülergruppen auf einer Grundplatte von 1×1 Meter möglichst naturalistisch modellieren und gestalten sollten. Ihrer Kreativität war dabei quasi keine Grenzen gesetzt. An dem Wettbewerb nahmen Schülergruppen der Gesamtschule Oberpleis und des Bad Honnefer Schloss Hagerhof teil.

Beide Schulen gestalteten eigene Ausstellungen rund um das Thema Mars und ihren nachgebildeten Olympus Mons Modellen. Im Anschluss überreichte der Verein beiden Schulen jeweils ein neues Dobson-Teleskop. Mit ihrem Teleskop, nachträglich ausgestattet mit einer Astrosolar-Sonnenfilterfolie, beobachteten über 150 Schüler von Schloss Hagerhof am 9. Mai 2016 erfolgreich den Vorübergang (Transit) des Planeten Merkur vor der Sonnenscheibe (siehe Abb. 1). Viele meinten, der Größenunterschied zur Sonne sei »echt krass«.

Abb. 3: Beim Tag der offenen Tür der Bad Honnefer Schule Schloss Hagerhof ist die Sternwarte Siebengebirge mit einem eigenen Infostand vertreten. [C. Preuß]
Bei den Tagen der offenen Tür der Schule ist der Verein mit einem eigenen Informationsstand und Vorträgen vertreten. Im Gegenzug unterstützt das Schloss Hagerhof die Sternwarte Siebengebirge e.V. mit einem jährlichen Förderbeitrag. Das Geld fließt in den weiteren Ausbau und die Arbeit des gemeinnützigen Vereins. Die Sternwarte Siebengebirge e.V. sieht ihr Angebot für die Bad Honnefer Schule »Schloss Hagerhof« als punktuell ergänzenden Bestandteil im Alltag der Schule mit erlebnispädagogischem Ansatz. Die Angebote orientieren sich am Gedanken der Montessori-Pädagogik und dem Konzept der kosmischen Erziehung der Schule. Aus astronomischer Sicht vermittelt die Sternwarte Siebengebirge eine ganzheitliche und fächerübergreifende Sicht auf unsere Welt, die Erde, das Universum und unsere Rolle als Mensch. Sie bietet einen außerschulischen Lernort und ermöglicht naturnahe Erlebnisse und Erkenntnisse. Christian Preuß und Dirk Krämer

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