Opportunity erreicht Riesen-Marskrater

Eine neue Welt tat sich Anfang August für den betagten Rover Opportunity auf, nachdem er 32km weit über den Mars gerollt war: rechts der Boden und der gegenüberliegende Rand des 22km-Kraters Endeavour, links der Mini-Krater Odyssey auf dem Cape York. [NASA/Stu Atkinson]

Gut siebeneinhalb Jahre ist es schon her, dass der NASA-Rover Opportunity auf dem Mars abgesetzt wurde: Über 30 Mal so lange wie als Minimumserfolg gefordert ist er nun schon unterwegs, hat mehrere Marswinter überstanden und über 32km zurückgelegt. Dabei konnten Opportunitys wissenschaftliche Instrumente in immer größeren und tieferen Impaktkratern Kontakt zu vergangenen und weniger wüstenhaften Epochen der Marsgeschichte aufnehmen – und Anfang August hat Opportunity tatsächlich sein vermutlich interessantestes Ziel überhaupt erreicht: den 22km großen Krater Endeavour. Nicht der Kraterboden ist hier von Interesse, der von jüngeren Sedimenten schon erforschter Natur bedeckt ist: Stattdessen gilt das Interesse Aufschlüssen am Kraterrand, die nach Messungen aus dem Orbit erhebliche Mengen zweier Tonmineralien enthalten. Und die erfordern nicht nur flüssiges Wasser zu ihrer Entstehung sondern relativ neutrales; bisher von den Marsrovern gefundene Spuren einer feuchten Vergangenheit hatten stets von sehr saurem Wasser gezeugt. Die Umweltbedingungen, bei denen – vor mehreren Jahrmilliarden – das am Rande Endeavours erreichbare Gestein entstand, waren dagegen potenziell viel lebensfreundlicher.

Schon jetzt steht der Rover auf einem Bodentyp, der ihm in all den Jahren nie unter die Räder gekommen war: Für seine Fahrer am Jet Propulsion Laboratory ist das wie eine zweite Landung, und auch das öffentliche Interesse an der Mission hat wieder zugenommen. Allerdings ist gerade jetzt Geduld angesagt: Statt mit bis zu 120m und mehr am Tag durch die Wüste zu brausen, wie auf dem 19km langen Weg zwischen den Kratern Victoria und Endeavour, wird Opportunity nun sehr bedächtig im Gegenuhrzeigersinn am Kraterrand entlang fahren und oft tagelang vor viel versprechenden Felsen verharren. Denn ausgerechnet das für die chemische Analyse wichtigste Instrument, das deutsche Mößbauer-Spektrometer, ist auf radioaktives Kobalt angewiesen, das in vielen den Jahren auf dem Mars fast vollständig zerfallen ist: Die notwendige Messzeit pro Stein ist auf viele Tage gewachsen. Völlig eingestaubt und unbrauchbar ist leider das Infrarotinstrument Mini-TES, das viel zur Mineralogie hätte beitragen können, aber dafür arbeiten der andere Gesteinsanalysator APXS – dessen radioaktive Quelle eine viel längere Halbwertszeit hat – und auch sämtliche optischen Kameras noch einwandfrei, und auch um die Mobilität Opportunitys ist es noch relativ gut bestellt: Die zweite Mission des Marsrovers kann beginnen, auf deren Ende schon lange niemand mehr wettet.

Daniel Fischer

Fast tägliche Bildberichte:
roadtoendeavour.wordpress.com
Opportunity-Protokolle (deutsch):
marspages.eu/index.php?page=132
Der Zustand des Rovers:
www.planetary.org/blog/article/00003137

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