Neuer »gefährlichster Asteroid« wird so schnell nicht verschwinden

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1400, dass er am 4. Mai 2102 die Erde treffen wird, führt der rund 500 Meter große; 2004 VD17 seit kurzem die Liste der Current Impact Risks an – und zwar wenn man sie nach der Palermo-Skala sortiert. Dabei wird gefragt: Wie verhält sie die aktuelle Impaktwahrscheinlichkeit dieses speziellen Asteroiden zu der Chance, dass ein unbekannter Asteroid mit gleichem oder grösserem Durchmesser bis zum gegebenen Zeitpunkt die Erde trifft (der sogenannte Hintergrund)? Bei 2004 VD17 lag dieses Verhältnis Anfang März bei immerhin 52% bzw. der Palermowert bei log(0,52) = -0,28. Bei der Nummer 2 auf der Liste, (99942) Apophis mit 320 Metern und einer Wahrscheinlichkeit von 1:5900 für einen Impakt 2036, ist die Palermozahl nur noch -1,38 (4% des Hintergrunds), bei allen anderen derzeit bekannten Asteroiden liegt sie unter -2, d.h. die Wahrscheinlichkeit eines Treffers beträgt weniger als 1% des theoretischen Hintergrunds. Ein Impakt von 2004 VD17 würde eine kinetische Energie freisetzen, die der Explosivkraft von ca. 15 000 Megatonnen TNT entspräche, etwa soviel wie von allen Kernwaffen der Erde zusammen.

Palermo-Zahlen in der Nähe von Null – die Impaktwahrscheinlichkeit entspricht dann genau dem Hintergrund – treten relativ selten auf, und in der Regel sinken sie schon nach Tagen wieder weit unter Null, wenn neue Beobachtungen die Bahn des Asteroiden verbessert haben. So war es zum Beispiel kurz nach der Entdeckung des o.g. Apophis alias 2004 MN4 gewesen, für den kurze Zeit eine Impaktwahrscheinlichkeit von 1:37 bestand, bevor es Entwarnung gab – jedenfalls für das Jahr 2029; die Situation für 2036 bleibt derzeit noch interessant. Für 2004 VD17 kann man letzteres allerdings auch sagen, denn bis 2102 bleibt er immer der Erde fern, womit eine komplette »Entwarnung« in dem angesichts der geringen Impaktwahrscheinlichkeit aber ohnehin nicht wirklich interessanten Fall in nächster Zeit unwahrscheinlich ist und er mit einer Torino-Zahl von 2 (einem anderen, allerdings ziemlich umstrittenen, Risikomass mit einer Skala von 0 bis 10) auf der Liste bleiben dürfte. Die aktuelle Bahn ist ziemlich genau, denn sie basiert auf einen 480-Tages-Bogen astrometrischer Daten.

Noch zwei andere Kleinplaneten sorgten in den letzten Tagen für etwas Aufsehen. 2006 DD1 kam der Erde am 23. Februar auf 0,000785 AU oder 117 500 km nahe, was den – angesichts seiner absoluten Helligkeit von 26,5m zwischen 9 und 30 Meter großen – Himmelskörper, der vor der Erdnähe für Stunden 13m erreicht haben sollte (TAEC # 2204), auf Platz 7 der Liste der grössten Erdannäherungen ohne Kontakt mit der Atmosphäre setzt. Vor ihm liegen durchweg nur wenige Meter große; Winzlinge, die auf Kollisionskurs schon hoch in der Atmosphäre verglüht wären. Lediglich 2004 FH auf Platz 3, der bis auf 49 000 km heran kam, ist mit 15 bis 50 Metern noch grösser als 2006 DD1, während es 2002 MN auf Platz 9 (Minimalabstand 144 000 km) auf 50 bis 130 Meter brachte: Solch ein Brocken kann schon beträchtlichen Schaden auf der Erdoberfläche anrichten. Der winzige Asteroid 2006 DQ14 schliesslich, der am 22.2. in 2 Mio. km Entfernung an der Erde vorbeiflog, hat eine derart erdähnliche Bahn, dass es sich vermutlich um Weltraummüll handelt (SpaceWeather 26.2.2006). Das letzte Mal war er 1977-79 in Erdnähe: Damals gestartete Missionen kommen als Verursacher in Betracht.

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