Neptun-Mond Triton bedeckte Stern – und viele schauten zu

Vorläufige Lichtkurve der Sternbedeckung durch Triton, gemessen vom Club d'astronomie de Quint-Fonsegrives am Observatoire de Bélesta bei Varennes in der südwestfranzösischen Region Okzitanien - nahe genug an der Zentrallinie, dass ein klarer "Central Flash" beobachtet werden konnte. Der Strahlungsfluss des Sterns - rund eine Größenklasse heller als Triton selbst - ist gegen die Zeit in UTC aufgetragen: Die komplette Bedeckung dauerte fast 3 Minuten. [Fréderic Pailler, Michel Llibre und Pascal André]

Der große Mond Triton des sonnenfernsten Planeten Neptun besitzt eine sehr dünne eigene Atmosphäre, die sich von der Erde aus praktisch nicht erforschen lässt – außer er zieht vor einem ausreichend hellen Stern vorbei, dessen allmähliche Lichtdämpfung dann gemessen werden kann: In der Nacht vom 5. zum 6. Oktober konnten zahlreiche Amateur- und Profiastronomen dabei zuschauen, die erste gute Gelegenheit seit 20 Jahren. Und wer nah genug an der Zentrallinie stand, sah noch etwas mehr: einen „Central Flash„, als die Mitte des Mondes fast exakt vor dem Stern stand und seine Atmosphäre dessen Licht auf den Beobachter fokussierte.

Einfach waren die Beobachtungen nicht: Der Stern hatte etwa 12,5, der Triton 13,5 mag. – und dicht daneben natürlich der 100-mal hellere Neptun selbst und am Himmel auch noch der Vollmond. Visuell ging das gerade eben noch mit 18 bis 20 Zoll Öffnung und vielhundertfacher Vergrößerung, wie Klaus Veit und Ronald Stoyan aus Kreben berichten, aber mit elektronischen Kameras war die Beobachtung in der Regel kein Problem – wenn denn das Wetter mitspielte. In Mitteleuropa war das leider nur vereinzelt der Fall, und viele gingen leer aus, mitunter Opfer einer Wolke genau in den kritischen Minuten gegen 1:47 MESZ, während es vorher und nachher klar war. Viele Erfolge wurden – auf der Mailingliste Planoccult und auf Twitter – dagegen aus England gemeldet. Und vor allem aus Südwest-Europa, wo nach neuesten Erkenntnissen zudem die Zentrallinie verlaufen sollte. Ihr Pfad war mit extra für die Beobachtungskampagne vom Astrometriesatelliten Gaia gelieferten Sternpositionen und -eigenbewegungen besonders präzise festgelegt worden: Das war insbesondere wichtig für die amerikanisch-deutsche fliegende Sternwarte SOFIA, die eigens nach Florida umgezogen war, um die Sternbedeckung genau auf der Linie vor der US-Ostküste zu verfolgen (was nach einer knappen Meldung auch gelang).

Die letzte Vorhersage für den Beobachtungsbereich der Sternbedeckung: in rot die Zentrallinie – die gegenüber früheren Berechnungen nach Süden wanderte – und grün und blau der Bereich umgrenzt, in dem mindestens die Hälfte bzw. 1% des Sternlichts verschwinden sollte. [Lucky Star Project Occultation by Triton]
In Südwest-Europa waren Profi-Sternwarten mindestens auf La Palma (das Nordic Optical Telecope), dem Calar Alto, dem Pic du Midi und dem Plateau du Calern (Observatoire de la Côte d’Azur) erfolgreich im Einsatz, jedenfalls berichteten sie ‚live‘ über ihre Beobachtungen. Dazu kamen aber noch etliche Amateurastronomen, die in den Stunden danach auch schon eine Handvoll Lichtkurven der Sternbedeckung vorlegten. In Südwest-Frankreich war, etwas nördlich der Zentrallinie, noch ein klarer Central Flash zu sehen (Bild oben): In seiner präzisen Form steckt noch mehr Information über Dichte und Schichtung der Triton-Atmosphäre als bereits im graduellen Helligkeitsverlauf bei Ein- und Austritt des Sterns, aber die Analyse will Weile haben. Eine noch spektakulärere – aber artefaktreiche – Lichtkurve liegt auch aus der Mitte von Portugal vor, wo die Beobachter praktisch genau auf der Zentrallinie saßen: Hier ging die Helligkeit Tritons zur Mitte der Bedeckung heftig und spitz nach oben. Ein Teleskop mit extremer Winkelauflösung hätte in diesem Moment ein schwarzes Mondscheibchen gesehen, mit einem schmalen Atmosphärenring rundherum plötzlich grell aufleuchtend. Schon Stunden nach dem Ereignis lässt sich also ein großer Erfolg der internationalen Triton-Kampagne feststellen, auch wenn es bis zu konkreten Schlussfolgerungen über Tritons Atmosphäre noch viele Monate dauern wird.

LINKS:

Letzter Gaia-Update: https://www.cosmos.esa.int/web/gaia/iow_20171005
Sonderseite von Mike Kretlow: http://astro.kretlow.de/?Solar-System—Occultations/Triton-Occultation-2017
ESA Press Release: http://sci.esa.int/gaia/59628-gaia-data-help-prepare-for-a-rare-celestial-alignment-of-neptune-s-largest-moon
Seite der IOTA-ES: http://www.iota-es.de/triton-05102017.html
NASA Press Release: https://www.nasa.gov/feature/catching-the-shadow-of-a-neptunian-moon

4 Kommentare zu Neptun-Mond Triton bedeckte Stern – und viele schauten zu

  1. Im Laufe der beobachteten Okkultation könnte wahrscheinlich sein, dass einige der „Black Smokers“ in der Lichtkurve erfasst werden können (die synchrone 6-tägige Tritons Rotation könnte es ermöglichen). Wurde der Triton Hopper schon bewilligt? Triton – der Verwandte von Pluto…
    Jiri

  2. Was in den Lichtkurven (Ein- und Austritt und erst recht Central Flash) steckt, dürfte eher ein globales Profil der Atmosphäre sein. Ich kenne den Winkeldurchmesser des bedeckten Sterns nicht, aber der gesamte Triton ist nur 1/8 Bogensekunde groß, die Geysire entsprechend nur ein paar Millibogensekunden – es wäre schon ein doller Zufall, wenn sich einer als Extra-Sternbedecker betätigt hätte. Aber es wird natürlich interessant sein, die Profile von Ein- und Austritt zu vergleichen: Markante Unterschiede würden in der Tat auf lokale Effekte hindeuten. (Freut mich übrigens sehr, dass sich noch jemand der Aktivität auf Triton entsinnt: Ich erinnere mich noch gut an die Entdeckung erst der dunklen Streifen und dann der Geysire selbst.)

  3. Mich würde der Namen des Sterns interessieren der von Triton bedeckt wurde.
    Abgesehen davon, mein Kompliment an Daniel Fischer, für viele interessante und verständliche Artikel !

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