Modell der Galaxienentwicklung bestätigt

Welten im Zusammenstoß: Diese künstlerische Darstellung zeigt die Verschmelzung zweier Vorläufergalaxien des Systems Andromeda II. [N. C. Amorisco & M. Høst (Niels Bohr Institute) und ESO/Digitized Sky Survey 2]

Kleine Zwerggalaxien, die mit noch kleineren Zwergen verschmelzen. So stellt das allgemein akzeptierte Modell der Galaxienentwicklung den Beginn der typischen Wachstumskette dar, an deren entgegengesetztem Ende Sterninseln wie die Milchstraße stehen. Belastbare Befunde sind zu dieser Annahme allerdings noch nicht geliefert worden. Bislang.

Galaxien wachsen, indem sie sich kleinere Galaxien einverleiben oder mit anderen Galaxien verschmelzen. Das bisher kleinste bekannte Beispiel für eine solche Verschmelzung ist mit der Zwerggalaxie Andromeda II, einem Satelliten des bekannten Andromedanebels, identifiziert. Anhand der Bewegung der Sterne innerhalb der Galaxie konnten zwei unterschiedliche Sterngruppen ausfindig gemacht werden: die Sterne der ursprünglichen AndII-Zwerggalaxie und Sterne eines anderen Zwergsystems, das vor mehr als drei Milliarden Jahren mit AndII zusammenstieß.

Schon im Jahr 2007 hatte eine Untersuchung der Sternverteilung in AndII zu der Spekulation geführt, das System könnte der Überrest einer Verschmelzung sein. Anhaltspunkt war damals die ungewöhnliche Form einer bestimmten Gruppe sehr alter Sterne in der Galaxie. Die Entdeckung eines Sternstroms – eine Art Gürtel aus Sternen der verschlungenen Galaxie, der sich um die Zentralregionen von AndII wickelt – stellt diese Behauptung auf eine solide Grundlage. Wie gleichzeitig nachgewiesen werden konnte, dreht sich AndII nicht nur sehr viel schneller als andere Galaxien desselben Typs. Darüber hinaus bewegt sie sich auch nicht analog zu einem Rad, das um seine Achse rotiert, sondern in einer Art Taumelbewegung senkrecht zur Symmetrieachse.

Diese ungewöhnliche Rotation stammt aus jener Phase, in der die kleinere der Zwerggalaxien die größere vor dem Verschmelzen umkreiste. Derartige Sternströme sind die charakteristischen Überreste einer kleineren Galaxie, die von einer größeren eingefangen wurde. Man hat solche Ströme in unserer Milchstraße sowie in vielen anderen größeren Galaxien gefunden, aber noch nie in einem System mit einer Masse von weniger als einer Milliarde Sonnen. Die Masse von AndII ist sogar noch deutlich geringer: Sie liegt bei nicht mehr als zehn Millionen Sonnen. Der Unterschied, den die Beobachtung von AndII zur bisherigen Datenlage bringt, ist folgender: Bis Dato lagen lediglich Spuren der späteren Stadien der Galaxienevolution vor. Fälle, in denen mindestens eine der beteiligten Galaxien bereits recht massereich und damit ihrerseits aus einer Serie früherer Verschmelzungen hervorgegangen war. AndII stellt insofern das früheste Stadium der eintretenden Evolution dar.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1402.5142
MPIA-Pressemitteilung:
www.mpia.de/Public/menu_q2.php?Aktuelles/PR/2014/PR_2014_03/PR_2014_03_de.html

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