Leuchtende Nachtwolken – durch menschlichen Einfluss immer heller?

Ein Ausschnitt aus dem grandiosen "Display" Leuchtender Nachwolken am Morgen des 6. Juli 2018 über Nordrhein-Westfalen - derartige Spektakel sind hier inzwischen in fast jeder Saison zu sehen, ein Phänomen erst der letzten Jahrzehnte. [Daniel Fischer]

Dieser Tage ist gerade wieder „Hochsaison“ für das faszinierende Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken (Noctilucent Clouds, NLCs) in gut 80 km Höhe, die in der Abend- und v.a. Morgendämmerung den nördlichen Horizont verzieren: Allein dieses Wochenende hat bereits zwei bemerkenswerte „Displays“ geliefert. Und passend dazu ist eine wissenschaftliche Arbeit erschienen – nach der der Mensch massiv dazu beigetragen hat, dass die NLCs seit Jahrzehnten immer heller werden.

Überhaupt bekannt sind die Leuchtenden Nachtwolken erst seit 1885: Der enorme Ausbruch des Vulkans Krakatoa in Indonesien zwei Jahre zuvor hatte offenbar die Chemie der oberen Erdatmosphäre nachhaltig verändert und die Bildung von Eiskristallen in dieser Höhe entscheidend gefördert, indem er Millionen Tonnen Wasser in die Stratosphäre geblasen hatte. Die NLCs gingen danach aber nicht wieder weg sondern wurden immer wieder beobachtet – und in den letzten Jahrzehnten mit wachsender Helligkeit. Leider ist die Atmosphärenschicht der Leuchtenden Nachtwolken – die Mesopause zwischen Mesosphäre und Thermosphäre – direkt nur schwer zu erforschen: für Ballons zu hoch, für Satelliten zu tief. Mit Laserstrahlen (LIDAR) lassen sich NLCs zwar halbwegs direkt abtasten, aber viele Erkenntnisse basieren eher auf Modellrechnungen denn direkten Daten: so auch die neueste Arbeit „On the Anthropogenic Impact on Long-Term Evolution of Notilucent Clouds“, die frühere Vermutungen über einen menschlichen Einfluss auf die NLCs erhärtet.

Die Schichtung der Erdatmosphäre im Schema: Die Leuchtenden Nachtwolken – Noctilucent Clouds – sind neben Meteoren (und Polarlicht) das höchste mit dem Auge sichtbare Phänomen. [Randy Russell, UCAR]
Das gesamte Wissen über die Erdatmosphäre und ihre Veränderungen – inklusive insbesondere der Einbringung diverser Treibhausgase seit Beginn der Industrialisierung – wurde dazu über einen Zeitraum von 138 Jahren, 1871 bis 2008, simuliert: abgestützt natürlich von den wenigen direkteren Daten über die NLCs der letzten Zeit. Die Trends sind eindeutig: Die Leuchtenden Nachtwolken werden immer heller (was visuelle Beobachtungen zu bestätigen scheinen, auch wenn sie über Jahrzehnte hinweg schwer zu vergleichen sind). Der Grund ist ein Anstieg des Wassergehalts in der kritischen Atmosphärenschicht um enorme 40% – wofür wiederum der menschengemachte Eintrag von Methan in die Atmosphäre verantwortlich ist, das bereits in der Stratosphäre weitgehend oxidiert wird: Pro CH4-Molekül entstehen zwei von H2O. Das bekanntere Treibhausgas Kohlendioxid spielt bei der Kontrolle der Leuchtenden Nachtwolken kaum eine Rolle, doch über den Methan-Effekt sind sie nun als eine Sonde insgesamt für den vom Menschen verursachten Klimawandel auf der Skala von Jahrzehnten zu gebrauchen. Der hier ausnahmsweise mal etwas Bildschönes produziert hat …

LINKS:

AGU Press Release (mit Links zur Originalarbeit): https://news.agu.org/press-release/climate-change-is-making-night-shining-clouds-more-visible
Großes NLC-Portal: http://www.leuchtende-nachtwolken.info
Das Display vom 6. Juli 2018: https://bonnstern.wordpress.com/2018/07/06/atemberaubendes-nlc-display-uber-bochum

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