Komet Pojmanski erscheint mit 5. Größe – und Schwassmann-Wachmann 3 wartet schon

Delphin

Aufgetaucht aus tiefen südlichen Deklinationen, ist der zum Jahresbeginn entdeckte Komet C/2006 A1 (Pojmanski) Ende Februar tief am europäischen Himmel erschienen und am 3. März von Michael Jäger in Österreich schon gut erwischt worden (Bild rechts). Jeden Tag steigt der Komet nun höher: Die Grafik links z.B. zeigt die Position aus Bochumer Sicht, jeweils kurz vor Dämmerungsbeginn und nach Venus-Aufgang (6. März: 5:24, 10. März: 5:09 MEZ), während etwa auf 40°N der Komet schon viel höher gekommen ist. Seine Helligkeit hat sich in den vergangenen zwei Monaten exzellent entwickelt und übertrifft die ursprünglichen Voraussagen um etwa eine Größenklasse: Ende Februar und Anfang März wurde Pojmanski auf 5,5 bis 5,1m geschätzt, mit rund 5′ Durchmesser.

Sein Perihel (Sonnennähe) erreichte der Komet am 22. Februar mit 0,555 AU

Komet

(Astronomischen Einheiten), Erdnähe ist heute mit 0,771 AU: Die Lichtkurve hat ihr Maximum dazwischen erreicht, und es geht wieder abwärts. Das beste Sichtfenster für Deutschland dürfte im Intervall 6. bis 10.2. liegen, wenn der Komet bei Beginn der Morgendämmerung im Delphin 15 bis 20 Grad hoch steht und noch kein Mond stört: Die Helligkeit sollte dann 5,8m bis 6,0m betragen, und der ausgeprägte Plasmaschweif, den Pojmanski in den letzten Tagen entwickelt hat, sollte zumindest fotografisch noch gut nachzuweisen sein. Auch auf Aufnahmen vom 2.3. aus der Türkei, vom 27.2. aus Arizona und vom Vortag aus Arkansas sowie auf vielen Februar-Bildern aus Neuseeland war der Komet bereits eine Pracht. Ab der Nacht 20./21.3. ist er mit vermutlich noch 7. Größe wieder mondfrei und nun sehr hoch am deutschen Himmel zu sehen, und die neueste Bahnanalyse gibt ihm erstmals eine – wenn auch extrem ausladende – Ellipsen- statt Parabelbahn.

Bereits in gut zwei Monaten könnte Komet 73P/Schwassmann-Wachmann 3 Pojmanski noch übertreffen: Seit er 1995 in mehrere Teile zerbrach, ist er immer wieder für Überraschungen gut. Drei Fragmente sind bisher wiedergefunden worden, die Michael Jäger am 28.2. auch alle mit 12, 14 und 17m erwischte. Auch ein Bildmosaik aus Italien zeigt alle drei derzeit beobachteten Teile von Komet 73P. Das Hauptfragment C liegt helligkeitsmässig zwischen dem Trend frührerer Jahre und der letzten Wiederkehr 2001, wenn man die ersten aktuellen visuellen Helligkeitsschätzungen (um 13,9m Anfang Februar) in die Abb. 1 der wohl umfassendsten Analyse dieses Kometen einträgt. Ende Februar war die Lichtkurve bereits auf 12m geklettert: Für die Erdnähe Mitte Mai könnte der gegenwärtige Trend 3. bis 4. Größe bedeuten, leider arg vom Mond gestört. Die anderen Fragmente – »G« scheint »E« von 2001 zu sein – sind leider noch wesentlich schwächer.

Daniel Fischer

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