Kleinkörper kurz vor Atmosphären-Explosion entdeckt

Hier endete die Existenz des Kleinplaneten 2014AA: in Rot die Position, wo er nach der Auswertung der Infraschalldaten in der oberen Atmosphäre explodierte, in Blau eine große Schar von Lösungen, die alle mit der – mageren – Astrometrie verträglich waren. Dass der rote Punkt im blauen Streifen liegt, stärkt das Vertrauen in die Analyse der sehr schwachen Infraschallsignale. [Steve Chesley – NASA/JPL]

Ein ungewöhnliches astronomisches Ereignis vor gut fünf Jahren hat sich am 2. Januar wiederholt – aber mit markanten Unterschieden. Wie schon der ca. 4m Meter große Kleinstplanet 2008 TC3 wurde der etwas kleinere 2014 AA am 1. Januar einen knappen Tag vor seiner Kollision mit der Erde entdeckt, sogar vom selben Astronomen – Richard Kowalski – an derselben Sternwarte in Arizona, die zum Catalina Sky Survey gehört. Nur wurde der Kollisionskurs des kleinen Himmelskörpers diesmal erst erkannt und veröffentlicht, als dieser schon längst Geschichte war, während 2008 TC3 vor seinem Untergang noch intensiv beobachtet werden konnte. Und während letzterer – auf mehrfache Weise beobachtet – in der Atmosphäre über Ostafrika explodierte und viele Meteoriten in die Wüste regnen ließ, verglühte 2014 AA über dem Atlantik: Lediglich schwacher Infraschall dieser Explosion konnte an drei weit entfernten Stationen aufgefangen werden, woraus sich auch der ungefähre Zeitpunkt – ca. 5:00 MEZ – und die Koordinaten weit vor der Nordostküste Südamerikas ergaben. Gut zur Größe von 2m bis 3m passend, entsprach die Explosionsenergie 500t bis 1000t Sprengstoff.

Die frühe Entdeckung der bevorstehenden Kollision 2008 und deren Ausbleiben dieses Mal werfen ein überraschendes Schlaglicht auf die Arbeitsweise der – überwiegend amerikanisch finanzierten und durchgeführten – Jagd auf erdnahe Objekte (NEO), was bereits zu heftigen Diskussionen in dieser Szene geführt hat: Es ist dort viel mehr Handarbeit im Spiel als es scheinen mag. Die Entdeckungen und Positionsmessungen neuer Kleinplaneten werden am Minor Planet Center in Cambridge, Mass., zwar weitgehend automatisch verarbeitet, und alle Daten stehen auf einem Webserver sofort frei zur Verfügung: Auf Knopfdruck werden z.B. aktuelle Ephemeriden ausgeworfen. Doch eine automatische Prozedur, die neue Kleinplaneten auf wahrscheinlichem Kollisionskurs aufspüren und – wenigstens internen – Alarm schlagen würde, ist gerade erst im Aufbau. So waren es bisher stets einzelne interessierte Astronomen und insbesondere eine kleine Gruppe von Amateuren, die regelmäßig die neuen Tabellen durchforsteten: Einer von ihnen war auch maßgeblich an der frühen Einordnung von 2008 TC3 beteiligt gewesen. Doch genau dieser Amateur war am 1. Januar einmal nicht so fleißig wie sonst gewesen, ebenso wie seine professionellen Kollegen.

Daniel Fischer

Analyse des Falls:
neo.jpl.nasa.gov/news/news182a.html
NEO-Neuentdeckungen:
www.minorplanetcenter.net/iau/NEO/ToConfirm.html
Der Fall 2008 TC3:
www.oculum.de/newsletter/astro/000/70/0/70.ap4lo.htm#5

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