So etwas gab es noch nie in der Geschichte der interplanetaren Raumfahrt: Eine Sonde führt eine Kamera nur zu dem Zweck mit, dass sich die Öffentlichkeit – vornehmlich natürlich Planeten-Enthusiasten und Amateurastronomen – sowohl um die Steuerung als auch um die Auswertung der Bilder kümmern möge. Die guten Erfahrungen, die die NASA mit der freien Verfügbarkeit der Rohbilder von den Marsrovern sowie des Saturnorbiters Cassini gemacht hat, waren der Auslöser für diesen ungewöhnlichen Schritt: Ohne dass es einer Aufforderung bedurft hätte, machten sich sogleich Scharen von Amateur-Bildverarbeitern über die Daten her und zauberten daraus oft schnellere und ansprechendere Produkte als die NASA-eigenen Kräfte; bei den Rovern hat man das Feld längst fast komplett den Fans überlassen. Die 1,1 Mrd. $ teure Juno-Mission zum Jupiter hätte nun eigentlich gar keine Kamera für sichtbares Licht nötig gehabt: Ihre sieben primären Instrumente sollen sich um viele Aspekte des Innenlebens Jupiters kümmern, seine innere Struktur (gibt es einen ausgeprägten Kern?), die Strömungen unter den sichtbaren Wolken, die grundlegende Chemie der Atmosphäre, die Funktion des starken Magnetfelds und der Polarlichter. Aber bis es so weit ist, dauert es noch knapp fünf Jahre: Nach dem Start am 5. August führt Junos Weg zunächst bis zur Marsbahn, dann am 9. Oktober 2013 zurück zur Erde, mit deren Schwerkraft noch einmal Schwung geholt wird, bis der Jupiter am 4. Juli 2016 erreicht ist. Dieser wird – ein knappes Erdjahr lang, genau zwischen zwei Sonnenkonjunktionen – auf 33 elliptischen polaren Orbits à 11 Tage umrundet, die bis auf 5000km an die Wolken heranführen, ein Rekord.
Die kleine Kamera JunoCam – ein Abfallprodukt des NASA-Marsprogramms übrigens – dürfte dabei nur die ersten etwa sieben Orbits durchhalten, bevor sie den enormen Strahlungsgürteln Jupiters zum Opfer fällt. Ihre Weitwinkeloptik ist so ausgelegt, dass der Jupiter bei der größten Annäherung das 58° große Gesichtsfeld gerade ausfüllt – allerdings wird immer »Halbjupiter« sein, da Junos Bahn entlang des Terminators verläuft. Und natürlich ist auch die Perspektive teilweise eine ganz andere als von der Erde aus: Noch nie schaute eine Kamera direkt auf die Pole Jupiters. In den zwei Stunden rund um die Jupiternähe werden die Aufnahmen – mit bis zu 5km/Pixel und in vier Farben von 420nm bis 890nm – sogar schärfer als die besten vom 2000er Vorbeiflug Cassinis sein. Allerdings erlaubt Junos Datenrate nur die Übertragung von 10 bis 100 Aufnahmen pro Orbit: Hier kommen nun Amateurastronomen ins Spiel, deren Überwachung der Jupiterwolken bei der Festlegung der Belichtungssequenz helfen wird. Die genauen Prozeduren für die Abstimmung werden derzeit noch entwickelt, so JunoCams Leiterin Candy Hansen zu interstellarum, aber man weiß immerhin schon genau, was benötigt wird. Während der fünfjährigen Reise zum Jupiter sind nur wenige Testaufnahmen von Sternfeldern geplant und auch ein paar beim 2013er Erdvorbeiflug.
Daniel Fischer
www.jpl.nasa.gov/news/press_kits/JunoLaunch.pdf |
www.msss.com/all_projects/junocam.php |
www.planetary.org/blog/article/00003133 |
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