Jungsterne im Orionnebel flackern stürmisch

Der Orionnebel einmal anders, in Falschfarben, die Infrarotaufnahmen von 8µm bis 160µm Wellenlänge zugeteilt wurden: Im mittleren Infraroten stammen sie vom Spitzer Space Telescope und wurden blau eingefärbt, im fernen sind sie von Herschel (grün & rot). Das Bildfeld ist 25' groß, was 10 Lichtjahren entspricht. Die im Text beschriebenen Jungsterne sind als Kette quer im Bild zu sehen. [ESA/PACS/NASA/JPL-Caltech/IRAM]

Die frisch entstandenen Sterne tief im Inneren des Orionnebels ändern ständig ihre Helligkeit, und das auf Zeitskalen von Wochen: Das hat sich bei einer sechs Wochen langen Überwachung dieses mit 1400 Lichtjahren besonders nahe gelegenen Sternentstehungsgebiets mit dem Infrarotsatelliten Herschel der ESA in diesem Winter gezeigt, während der die ferninfrarote Strahlung der Quellen um mehr als 20% schwankte. Natürlich sollte sich die Helligkeit eines gerade erst aus interstellarem Gas und Staub entstehenden Sterns verändern, aber auf einer Zeitskala von Jahren bis Jahrhunderten. Ein mögliches Szenario geht von klumpigen Filamenten aus der äußeren Akkretionsscheibe um den Jungstern aus, die zuweilen auf eine innere Scheibe stürzen und sie aufheizen: Das würde die Quelle im Infraroten heller aufleuchten lassen. Oder es sammelt sich umgekehrt kühleres Material auf der inneren Scheibe an, das die äußere abschattet und für insgesamt weniger Strahlung sorgt. Auf jeden Fall befindet sich das relativ kühle Material, das man mit Herschel misst, in einigem Abstand vom entsprechenden Stern selbst, denn dieser ist bereits erheblich heißer.

So oder so hat sich das Wachstum junger Sterne als ein ziemlich ungleichmäßiger Prozess entpuppt – den aber, weil er tief im Inneren des Entstehungsgebiets stattfindet, nur Infrarotsatelliten verfolgen können. Und deren Lebensdauer ist leider begrenzt: Das Spitzer Space Telescope der NASA, dessen Bilder älterer Sterne im Orionnebel ebenfalls in die Studie eingingen, hat sein Kühlmittel bereits aufgebraucht. Herschel dürfte dies in etwa einem Jahr bevorstehen: Weniger als 100kg supraflüssiges Helium sind noch in den Tanks, nach knapp drei Jahren Infrarotbeobachtungen – zwischen 10 und 13 Monate sollten noch möglich sein, womit die Vorgabe von dreieinhalb Jahren sicher erreicht werden dürfte. Kurioserweise wird die verbliebene Messzeit zur Hälfte von amerikanisch geführten Teams genutzt werden, obwohl die USA nur 6% zu den Missionskosten beisteuerten – aber im Gegensatz etwa zum Hubble Space Telescope, wo dies eine Rolle spielt, kam es bei der Beurteilung von Beobachtungsanträgen für Herschel nur auf deren Qualität an.

Daniel Fischer

ESA-Veröffentlichung:
www.esa.int/export/esaSC/SEMXRL4Y1ZG_index_0.html
JPL-Veröffentlichung:
www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2012-052
Herschels Ende:
www.bbc.co.uk/news/science-environment-17087434

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