Ich lasse beobachten: Remote Control total – wo bleibt da das Naturerlebnis?

Abb.: Professionelle Astronomen lassen schon länger beobachten, etwa mit Teleskopen wie dem Very Large Telescope der ESO in Chile. ESO/José Francisco Salgado (josefrancisco.org)

Ein ferngesteuertes Teleskop kann überall stehen. Das schafft Unabhängigkeit und neue Möglichkeiten für das Hobby Astronomie. Doch wenn das Fernrohr zum fernen Rohr wird, schieben sich zwischen Objekt und Betrachter mindestens ein Aufnahmechip und ein Bildschirm. Wo bleibt da das Naturerlebnis?

Die Schritte sind ganz folgerichtig: Erst statte ich die Montierung meines Teleskops mit Motoren aus. Dann sorgt eine GOTO-Steuerung dafür, dass das Gerät die Himmelsobjekte selber findet. Als nächstes verbinde ich mich kabellos, z.B. per Bluetooth mit der Nachführung, dann wird die Kamera programmiert. Es müssen nur passende Schnittstellen und Softwaretools vorhanden sein, dann lässt sich ein Beobachtungsabend vorab festlegen. Im Prinzip kommt irgendwann der Punkt, an dem meine Anwesenheit am Gerät für den Ablauf der Dinge nicht mehr zwingend erforderlich ist.

Wenn der Laptop die Steuerung meiner Aufnahmen übernimmt, kann ich das Geschehen auch aus dem warmen Wohnzimmer heraus verfolgen. Gewiss, mein Teleskop steht im Garten, ich baue es noch selbst auf und ab und wenn etwas daneben geht, kann ich eingreifen. Aber rein informationstechnisch könnte das Gerät auch in Pusemuckel stehen. Am besten gleich dort, wo die Nächte oft klar sind! Aber, so fragt sich Paul Hombach: wo bleibt da das Naturerlebnis? (…)

Paul Hombachs vollständigen Diskussionsbeitrag finden Sie in der aktuellen Ausgabe 5 (Oktober/November 2016, Seite 84) von Abenteuer Astronomie. Das Heft bekommen Sie am Kiosk, direkt bei uns im Abonnement oder im Oculum Shop.

1 Kommentar zu Ich lasse beobachten: Remote Control total – wo bleibt da das Naturerlebnis?

  1. Der Aufnahmechip und ein Bildschirm schieben sich bei jeder digitalen Fotografie zwischen Objekt und Betrachter.
    Erschwerend kommt bei der Astrofotografie hinzu, dass die wirklich dunklen Plätze immer schwerer erreichbar werden: man muß möglichst weit von der „Lichtglocke“ der großen Städte, sinnlos beleuchteten Werbetafeln etc. weg sein. Nachst befahrene Strassen sollten auch nicht in der Nähe sein, weil die immer noch zunehmende Intensität (die aus gesundheitlichen und sicherheitstechnischen Aspekten endlich deutlich reduziert werden muss) der Punktstrahlungsquelle „moderner Kfz-Scheinwerfer“ nicht nur ein gutes Foto, sondern auch jegliches Naturerlebnis verhindert.
    Die Astrofotografie remote zu betreiben, kann aber gerade solche Objekte im Bild ermöglichen, die visuell kaum noch beobachtbar sind. Auf die Dauer haben Standard-Objekte eh ihren Reiz verloren.
    Die Rückkehr zur visuellen nächtlichen Beobachtung und des damit verbundenen Naturerlebnisses gelingt nur, wenn wir endlich damit aufhören, die Nacht zum Tag zu machen.
    Das Verständnis dieses Problems ist vermutlich nicht mehr vorhanden, wenn nur noch „Avatare… spacige Sahnestücke“ posten…

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