
Ein Auftrag an den NASA-Satelliten Kepler lautete, eine Erde Nr. 2 – mit gleichem Durchmesser und gleicher Umlaufszeit bei einem sonnenähnlichen Stern – zu finden: Das gelang nur beinahe, weil die Lageregelung zu früh den Geist aufgab und dem Teleskop das fix angepeilte Sternfeld im Schwan entglitt, in dem er fortwährend die Helligkeit hunderttausender Sterne gemessen hatte. Doch in seinem derzeitigen zweiten Leben, bei dem Kepler immer wieder neue Sternfelder kürzer ins Gesichtsfeld bekommt, wird er garantiert den erdähnlichsten aller Planeten entdecken: die Erde selbst nämlich, die heute von 22:28 bis 23:08 MEZ während der 16. derartigen Beobachtung in seinem Gesichtsfeld stehen wird, mit dem Mond daneben – rund 150 Mio. km vom Satelliten entfernt. Bilder des Paares aus der Ferne erregen stets Aufmerksamkeit – doch mit einem ‚pretty picture‘ darf man diesmal nicht rechnen.

In Nord- und v.a. Südamerika befinden sie sich dagegen hoch am Himmel bzw. die Kontinente auf dem Erdscheibchen, das Kepler im Prinzip dann sieht. Das Bild wird erst Ende kommenden Frühjahrs zur Erde übertragen, zusammen mit allen anderen Daten der 16. Kampagne von Keplers 2. Mission. Diese fällt auch sonst aus dem Rahmen, denn u.a. wird zum ersten Mal in großem Stil nach Supernovae in über 9000 fernen Galaxien gejagt, und die erhofften 15 bis 40 frischen Sternexplosionen sollen dann irdische Teleskope gleich weiter beobachten. Und die Sternhaufen Praesepe und Messier 67 wird Kepler anpeilen, wo seine intensiven Fotometrieserien einiges über die Physik der Sterne zutage fördern sollten. Im kommenden Jahr sollte Kepler dann der Treibstoff ausgehen, ohne den auch der neue Missionsmodus nicht möglich ist: Dann endet die Mission endgültig.
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