Haumea neuer Zwergplanet

Im Sonnensystem herrscht seit Mittwoch wieder etwas mehr Ordnung: Nach Ceres, Pluto, Eris und Makemake hat nun auch der letzte Zwergplanet in Warteposition offiziell diesen Status und zugleich einen Namen erhalten. Der durch seine enorme Rotation wie ein American Football geformte 2003 EL61 ist nun Haumea, benannt nach einer Hawaiianischen Fruchtbarkeitsgöttin, und die beiden kleinen Monde des Kuipergürtel-Riesen heißen jetzt Hi’iaka und Namaka, beides auf etwas ungewöhnliche Weise geborene Kinder Haumeas.

Der Zwergplanet Haumea mit seinen beiden Monden, links oberhalb Hi'iaka und direkt unterhalb die kleinere Namaka. [W.M. Keck Observatory]
Der Zwergplanet Haumea mit seinen beiden Monden, links oberhalb Hi’iaka und direkt unterhalb die kleinere Namaka. [W.M. Keck Observatory]
Mit den Namensvorschlägen folgt die Internationale Astronomische Union den Amerikanern um Mike Brown, die die Entdeckung Haumeas für sich reklamieren – während sie zunächst im Juli 2005 einer Gruppe Spanier zugeschrieben worden war. Die hatten das Objekt tatsächlich bereits im März 2003 mit 17. Größe aufgenommen, aber nichts von seiner bemerkenswerten Natur geahnt. Viel später sichteten sie es auf alten Bildern u.a. der Palomar-Himmelsdurchmusterung, und einen Tag vor der Bekanntgabe war es auch auf der Sternwarte Mallorca wiedergefunden worden. Im Rahmen eines eigenen Suchprogramms waren indes die Amerikaner bereits 2004 auf dasselbe Kuiperoid gestoßen, das sie bald als eines der größten überhaupt erkannt und auch einen Mond entdeckt hatten. In einem Abstract für eine Konferenz erwähnten sie den geheim gehaltenen Fund im Juli 2005 zum ersten Mal mit einem internen Codenamen – der aber auch in den öffentlich zugänglichen Logfiles des Teleskops auftauchte, mit dem sie das Objekt wiederholt beobachtet hatten. Und wie sich bald beweisen ließ, war vom Computer der Spanier aus auf genau diese Dateien zugegriffen worden, zwei Tage vor deren Mallorca-Beobachtungen! Die Spanier (und ein deutscher Kollege) beharren auch heute noch darauf, die rechtmäßigen Entdecker von 2003 EL61 zu sein, den sie nach einer iberischen Gottheit Ataecina taufen wollten – aber die Gremien der IAU haben das nach langen Beratungen anders gesehen und Browns Vorschlag übernommen.

Trotzdem bleiben die spanischen Bilder von 2003 als eigentliche Entdeckung gelistet, weil sie nun einmal älter als Browns erste Aufnahmen sind. Und zur Frage der Entdeckungsrechte äußern sich weder die IAU noch die U.S. Geological Survey, die den amtlichen Katalog u.a. der Zwergplaneten führt: Hier ist das Feld für den Entdeckernamen einfach leer geblieben.

Daniel Fischer

Mike Brown zur Vorgeschichte: www.mikebrownsplanets.com/2008/09/haumea.html
Warum Haumea so interessant ist: www.gps.caltech.edu/~mbrown/2003EL61

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