Die Wahrscheinlichkeit hatte höchstens 15% betragen, dass der auf einer außergewöhnlich elliptischen Bahn um seine Sonne ziehende Planet HD 80606b, der im Periastron hinter dem Stern verschwindet, auch vor dessen Scheibe vorbeiziehen würde — doch genau das ist etwa 12 Stunden lang am 14. Februar tatsächlich eingetreten. Bereits mindestens drei unabhängige wissenschaftliche Arbeiten über Beobachtungen dieses primären Transits sind schon eingereicht, und die Erforschung eines der exotischsten Exoplanetensysteme macht weitere Fortschritte. Messungen des Spitzer Space Telescope während eines Periastrons, also der Passage des Planeten durch den sternnächsten Bahnpunkt, hatten ihn im Januar auf das Cover von Nature gebracht: 800 Mal stärker ist dann die Einstrahlung als im Apastron, und extreme Wettererscheinungen in seiner Atmosphäre sind die Folge. Die Beobachtungen des Planetendurchgangs vor dem Stern — zum Teil mit Quasi-Amateurteleskopen — haben nun geholfen, die physikalischen Parameter des Planeten und seiner Bahn weiter einzugrenzen.
Zwar konnte diesmal noch nicht der komplette Transit verfolgt werden, weil geographisch ideal platzierte Beobachter in Ostasien durch schlechtes Wetter reihenweise ausfielen, aber in Europa verfolgten eine ganze Reihe Teleskope das Ende des Durchgangs und den kompletten Austritt. Wir wissen nun, dass der Planet genau 1/10 des Sterndurchmessers hat und damit die Größe unseres Jupiter, da der Stern praktisch genau einen Sonnendurchmesser hat. Die Neigung der Bahn beträgt 89,29° ±0,02°. Und ihre Exzentrizität ist auf 0,9336 ±0,0002, also einen Teil in 5000 genau festgelegt. Mit 4,4g/cm3 ist der Planet dichter als der einzige andere Transitplanet mit hoher Exzentrizität, was für das Verständnis der Bildung großer Gasplaneten interessant ist. Ab jetzt soll jeder seiner Transits alle 111 Tage beobachtet werden, um noch viele weitere Erkenntnisse (z.B. über Bahnstörungen durch andere Planeten im System) zu gewinnen. Der nächste Durchgang ist am 5. Juni — und weil der Stern recht hell ist, können auch Amateurastronomen mitmachen!
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