Exotischer rasender Stern kommt aus Galaktischem Zentrum

Der »Hypervelocity«-Stern HE 0437-5439 auf einer Hubble-Aufnahme von 2006 – zwischen einer Reihe Galaxien, anhand derer eine sehr genaue relative Positionsmessung möglich war. [NASA, ESA, O. Gnedin (University of Michigan, Ann Arbor), und W. Brown (Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, Cambridge, Mass.)]

Ein Dreifachstern kommt dem mutmaßlichen massereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße zu nahe und wird auseinander gerissen, einer der Sterne saust in eine Richtung davon, die beiden anderen bleiben als enges Paar zusammen und rasen mit hoher Geschwindigkeit aus der Galaxis heraus, verschmelzen jedoch während der Reise zu einem Stern mit ungewöhnlichen Eigenschaften. Solch ein Szenario mag beliebig unwahrscheinlich klingen – aber genau dies gilt nun als die wahrscheinlichste Vergangenheit des »Hypervelocity«-Sterns HE 0437-5439, nachdem seine dreidimensionale Bahn im Raum dank Astrometrie mit dem Hubble Space Telescope neu vermessen werden konnte. Dazu wurde die Position des Stern am Himmel relativ zu 11 Galaxien auf Bildern der Advanced Camera for Surveys von 2006 und 2009 verglichen: Um 1/25 Pixel hatte er sich in 3,5 Jahren bewegt. Nicht etwa zurück zur Großen Magellanschen Wolke, wie man nach seiner Entdeckung zunächst gedacht hatte (da er von ihr am Himmel nur 16° entfernt steht), sondern genau zum Zentrum der Milchstraße weist die räumliche Bahn demnach zurück – bei keinem der rund 20 bislang schon entdeckten rasenden Sterne war der Zusammenhang statistisch so sicher.

Wenn er von dort kommt, muss der Stern allerdings trotz seiner 723km/s heliozentrischer Geschwindigkeit zu seinem jetzigen Ort in 200000 Lichtjahren Entfernung rund 100 Mio. Jahre unterwegs gewesen sein. Das passt aber überhaupt nicht zu seinen 9 Sonnenmassen, die ein Alter von höchstens 20 Mio. Jahren zulassen. Damit dürfte es sich um einen sogenannten Blue Straggler handeln, wie man sie sonst häufig in Kugelsternhaufen antrifft: Zwei Sterne – in diesem Fall zwei mit 4,5 Sonnenmassen und einer Lebenserwartung von 160 Mio. Jahren – verschmelzen zu einem massereicheren und starten die Lebensuhr neu.

Daniel Fischer

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