Erste große Milchstraßen-Durchmusterung im Sichtbaren

Eine Karte der Sterndichte in der Milchstraße, basierend auf der Himmelsdurchmusterung IPHAS: Dargestellt ist für jeweils eine Quadratbogenminute große Pixel die Zahl der Sterne im tiefroten Licht. Das Muster wird vor allem durch unterschiedlich viel Staub in der Sichtlinie erzeugt. [Hywel Farnhill, University of Hertfordshire]

In diversen infraroten Wellenlängen ist die Milchstraße schon ausgiebig und systematisch durchmustert worden, aber in sichtbarem Licht fehlten vergleichbar detaillierte und tiefe Karten bislang: Diesem Missstand hat nun die INT/WFC Photometric H-Alpha Survey of the Northern Galactic Plane (IPHAS) abgeholfen, deren zweite Datenveröffentlichung kürzlich online ging.

Mit der Wide Field Camera des Isaac Newton Telescope auf der Kanaren-Insel La Palma sind mit 2,5m Öffnung 1800 Quadratgrad der Milchstraße im Roten, Infraroten und im Hα-Licht aufgenommen worden. Aus der Bilderflut der Jahre 2003 bis 2012 ist nun ein zuverlässiger Katalog mit 219 Millionen Einzelquellen bis zur 20. Größe hinab erstellt worden, der immerhin schon 92% der Fläche erfasst. Die Sternhelligkeiten sind auf 0,03 Größenklassen genau, aus ihrer Flächendichte am Himmel sind wiederum Karten der Milchstraße erzeugt worden.

Nicht nur der Katalog mit seinen 99 Spalten ist jetzt frei im Internet zugänglich, sogar die Software, mit der er aus den Bildern generiert wurde: Die modernen Möglichkeiten der Astro-Publikation werden hier für größtmögliche Transparenz genutzt. Zuletzt war die Milchstraße vor über 50 Jahren im Hα-Licht durchmustert worden: IPHAS reicht um sieben Größenklassen oder einen Faktor 1000 tiefer.

Diesmal sind eben auch noch die Farben R und I dabei: Damit lässt sich jeder Stern in dem 180° langen und 10° breiten Streifen in einem Farb-Farb-Diagramm lokalisieren, womit die echte Farbe von der interstellaren Extinktion getrennt werden kann. Eine Fülle von Fragen können nun an den Katalog gestellt werden, auch über reine Sterne hinaus: Nach neuen Planetarischen Nebeln ist IPHAS auch schon durchsucht worden, lediglich für weiter ausgedehnte Objekte ist er ungeeignet. Die geringen Lücken der Abdeckung werden derzeit noch geschlossen und Erweiterungen in andere, kürzere Wellenlängen sind auch schon in Arbeit.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1406.4862
ING-Veröffenlichung:
www.ing.iac.es/PR/press/iphasMW.html
RAS-Veröffenlichung:
www.ras.org.uk/news-and

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