Was für eine Premiere für die schubstärkste Rakete der Gegenwart, die Falcon Heavy der kalifornischen Privatfirma SpaceX, mit der deren Chef Elon Musk bald den Startmarkt für schwere Satelliten aufmischen – und zugleich mit eigenen Projekten ins Sonnensystem aufbrechen – möchte. Bereits am ersten angesetzten Termin, dem 6. Februar 2018, ist der Testflug geglückt, wenn auch erst 15 Minuten vor dem Ende des Startfensters (und bezogen auf frühere Ankündigungen um Jahre verspätet). Und bis auf eine missionsirrelevante Panne ist alles genau nach Drehbuch abgelaufen – damit hatte nicht einmal Musk gerechnet.
Schon die ersten Minuten waren eine technische Herausforderung, an der sich SpaceX fast die Zähne ausgebissen hätte: Die Falcon Heavy besteht de facto aus drei parallel montierten Falcon-9-Raketen mit je 9 Merlin-Triebwerken, hat also derer 27, die alle völlig synchron arbeiten müssen – ein Konzept, das einst bei der russischen Mondrakete N 1 mit 30 Triebwerken nie funktionierte, nun aber auf Anhieb. Eine weiteres Problem hätten gegegenseitige Vibrationsstörungen der drei Raketen werden können, aber dazu kam es nicht, und auch die vorher untestbare Abtrennung der beiden Außenraketen (Booster) und dann der Oberstufe machte keine Schwierigkeiten. Dann waren sie im Orbit: die Oberstufe, ein echter Tesla Roadster und darin eine Schaufensterpuppe in einem echten Raumanzug, den ebenfalls SpaceX – für künftige Crew-Transporte mit der Falcon 9 zur ISS – entwickelt hat, gleichzeitig funktional und formschön sollte er sein. Die Oberstufe brachte das Pakete zunächst mit einer kurzen zweiten Triebwerkszündung auf eine Ellipsenbahn in 180 bis 6951 km Höhe mit 29° Neigung, und mehrere Kameras übertrugen fast fünf Stunden lang, wie die „Nutzlast“ langsam im Sonnenlicht rotierte und immer wieder die Sonne, der Mond und vor allem die Erde hinter dem ‚Raumfahrer‘ erschienen. Die Bildqualität war berauschend, beim Überfliegen der Nachtseite der Erde waren sogar Gewitterblitze auszumachen. Dann die dritte Zündung des Triebwerks der Oberstufe, die – über dem Westen der USA und Mexiko – vielfach beobachtet und fotografiert wurde. Eigentlich war eine interplanetare Ellipse bis in die Nähe des Marsorbits geplant (fernab des eigentlichen Planeten freilich, den unsterilisierte irdische Gegenstände nicht erreichen sollen) – doch es war offenbar noch so viel Sprit im Tank, dass die Bahn nun sogar bis nahe an den Orbit von Ceres im Asteroidengürtel führt! Der nunmehr nahe Jupiter wird sie allerdings schnell destabilisieren, und Himmelsmechaniker rechnen schon eifrig, wohin es den Tesla noch führen wird. [NACHTRAG: Musks Diagramm hat sich bald als irrig herausgestellt, Energie und Aphel passen nicht zusammen. Nach den korrigierten Angaben reicht die Bahn mit 1,7 Astronomischen Einheiten doch nur – wie geplant – bis zur Marsbahn und sollte Jahrtausende stabil bleiben.] Und was wurde aus den drei Raketen? Die beiden Booster kehrten im inzwischen schon bewährten Falcon-9-Stil problemlos zu den Landestellen neben dem Startplatz in Cape Canaveral zurück und landeten sanft, der Kern-Stufe allerdings ging zu früh der Treibstoff aus, und sie stürzte mit rund 500 km/h in den Atlantik. Dabei verfehlte sie das Drohenboot, auf dem sie landen sollte (und das von fliegenden Trümmern getroffen wurde) um 100 Meter, aber ein Drama ist das nicht: Weder sie noch die beiden – bereits früher je einmal geflogenen – Booster sollten wieder verwendet werden. Der nächste Start einer Falcon Heavy ist in etwa einem halben Jahr vorgesehen, dann mit einer echten Nutzlast: Unter anderem ist dann ein Sonnensegler der Planetary Society an Bord.
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