Entwarnung: Apophis kein Killerasteroid

Wie kein anderer der über 200000 bekannten Kleinplaneten ist in den vergangenen fünf Jahren (99942) Apophis immer dann beschworen worden, wenn es um einen konkret zu bekämpfenden Himmelskörper ging, der gegebenenfalls in diesem Jahrhundert auf die Erde stürzen und mit einem Durchmesser von rund 250 Metern gewaltige Schäden anrichten könnte.

Nur ein Lichtpunkt auf frühen Aufnahmen, doch 2029 wird er der Erde so nahe kommen wie die geostationären Satelliten: Der Asteroid Apophis, der seit fünf Jahren die Gemüter bewegt. [UH/IA]
Nur ein Lichtpunkt auf frühen Aufnahmen, doch 2029 wird er der Erde so nahe kommen wie die geostationären Satelliten: Der Asteroid Apophis, der seit fünf Jahren die Gemüter bewegt. [UH/IA]
Noch unter seiner vorläufigen Bezeichnung 2004 MN4 hatte der Asteroid Ende 2004 kurz für Aufregung gesorgt, als allererste Bahnbestimmungen eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 3% für eine Kollision mit der Erde im Jahr 2029 geliefert hatten: So etwas hatte es noch nie gegeben, seit derartige Analysen gemacht werden. Aber wie bei allen anderen Asteroiden auch, die zunächst bedrohlich erschienen, eliminierten neue Positionsmessungen und Verbesserungen der Bahn bald jede Gefahr für das Jahr 2029, in dem Apophis gleichwohl sehr nahe an der Erde vorbei fliegen würde. Die dabei regelrecht umknickende Bahn ließ allerdings für das Jahr 2036 ein Restrisiko bestehen, das lange nicht auszuschalten war: Schon geringe Unterschiede beim Erdabstand 2029 führen zu einem drastisch anderen Ort im Raum sieben Jahre später. Diese unbefriedigende Situation machte Apophis bald zum Spielball politischer Interessen: Mal forderten Interessengruppen eine Raumsondenmission, um einen Radiosender auf Apophis abzusetzen, der eine genauere Bahnverfolgung ermöglichen würde, und es wurde gar vorgeschlagen, an diesem Asteroiden die gezielte Ablenkung der Bahn auszuprobieren.

Unterdessen sank jedoch die Wahrscheinlichkeit für einen Impakt 2036 kontinuierlich weiter und lag bereits mehrere Jahre lang bei nur noch 1:45000: Da war der Einschlag eines unentdeckten Asteroiden derselben Größe bis 2036 um ein Vielfaches wahrscheinlicher (wenn auch immer noch sehr gering). Und nun ist die Impaktwahrscheinlichkeit abermals stark geschrumpft: Neue Daten und Auswertungsverfahren haben sie für 2036 auf 1:250000 reduziert, was unter Asteroidenkennern kaum mehr der Rede wert ist. Zwar ist im Rahmen der Berechnungen eine andere Impaktmöglichkeit im Jahre 2068 aufgetaucht, aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:400000 ist sie genau so unbedeutend. Freuen wir uns also auf den April 2029, wenn Apophis mit bloßem Auge sichtbar über den Himmel ziehen wird — ein Feind der Menschheit ist dies nicht, auch wenn ihn sein Entdecker einst nach dem damals größten Finsterling aus der TV-Serie »Stargate SG-1« (und erst in zweiter Linie nach dem ägyptischen Gott des Chaos) getauft hatte.

Daniel Fischer

Die neue Analyse: www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2009-151
Aktuelle Impaktwahrscheinlichkeiten: neo.jpl.nasa.gov/risk/a99942.html

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