Einsamer Stern mit 150 Sonnenmassen in der LMC

Weit weg vom dichten Sternhaufen R136 sitzt der extrem massereiche und helle Stern VFTS 682 ohne Nachbarn am Rande des Tarantelnebels in der Großen Magellanschen Wolke: Konnte er dort in Isolation entstehen – oder ist er aus R136 entlaufen? [ESO/M.-R. Cioni/VISTA Magellanic Cloud survey. Danksagung: Cambridge Astronomical Survey Unit]

Was hat ein extrem massereicher Stern fernab jedes Sternhaufens zu suchen, wo nach allgemeiner Auffassung einzig genügend interstellare Materie kollabieren kann, um so etwas entstehen zu lassen? Der Stern VFTS 682 befindet sich in der Großen Magellanschen Wolke, in Projektion 95Lj vom berühmten Sternhaufen R136 im Tarantel-Nebel entfernt, der einige vergleichbare Objekte enthält. Über die wahre Natur von VFTS 682 ist man sich erst jetzt klar geworden, nachdem das komplizierte Muster der Lichtextinktion durch Staub in seiner Umgebung modelliert werden konnte: Er hat nicht »nur« 300000 bis 800000 sondern 2 bis 5 Millionen »Sonnenleuchtkräfte«, was einer Masse von etwa 150 Sonnen entspricht. Mit gut 50000 Kelvin ist der wasserstoffreiche Wolf-Rayet-Stern auch unerwartet heiß – und seine Helligkeit schwankt innerhalb von Jahren um 10%, was für Wolf-Rayet-Sterne sehr ungewöhnlich ist.

Ansonsten ähnelt VFTS 682 aber mehreren Mitgliedern von R136, namentlich R136a3 mit 3,8 Mio. Sonnenleuchtkräften. Doch wie ist er an seinen isolierten Platz gelangt? Ein Szenario wäre die Entstehung vor Ort, was aber ein erhebliches Überdenken der Bildungsprozesse massereicher Sterne erfordern würde. Oder aber der Stern ist einst in R136 entstanden und durch gravitative Wechselwirkung mit einem Nachbarn herausgeschleudert worden. In diesem Fall wäre es immerhin der massereichste bekannte »weglaufende« Stern, auch das nicht leicht zu erklären. Eines – nicht so fernen – Tages dürfte VFTS 682 noch einmal in besonderer Weise auf sich aufmerksam machen: Wolf-Rayet-Sterne mit ihren Eigenschaften gelten als die Verursacher der langen Gamma-Ray Bursts.

Daniel Fischer

ESO-Pressemitteilung:
www.eso.org/public/germany/news/eso1117

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