»Ram Pressure Stripping«, wofür es kein deutsches Wort gibt und was man als Staudruck-Abstreifen übersetzen könnte, ist ein wichtiger Mechanismus für Galaxien, die sich in einer dichten Umgebung befinden: Eine Art kosmischer Wind pfeift durch sie hindurch, sie verlieren dabei eigenes Gas, ihre Sternbildung wird behindert und ihr Entwicklungsgang verändert. Besonders gut beobachten lässt sich dieser Prozess an der massereichen Spiralgalaxie NGC 4921, die sich gerade durch den Coma-Galaxienhaufen auf dessen Zentrum zu bewegt. Das intergalaktische Gas des Haufens greift sie dabei massiv an, und auf der Vorderseite der Galaxis löst es bemerkenswerte Veränderungen aus, die jetzt mit dem Hubble Space Telescope unter die Lupe genommen wurden. Zu sehen ist ein rund 70000 Lichtjahre langes, durchgehendes aber vielfach gebogenes und geknicktes Staubband, wo das intergalaktische Gas unterschiedlich tief in die Galaxis eingedrungen ist und dabei den Staub der Galaxie aufgefegt hat. Wo deren Gas am dichtesten war, ragen nun dunkle Finger in ihre Flugrichtung, oft mit entstehenden Sternen an der Spitze, während dazwischen die Erosion stärker fortgeschritten ist. Der genaue Verlauf des Staubbandes verrät eine Menge über die Physik des Ram-Pressure-Stripping, der Astrophysiker schon lange nachspüren: Zum Beispiel scheint das interstellare Gas etwas durch Magnetfelder zusammen gehalten zu werden, sonst sähe das Bild anders aus. Was sich allerdings noch nicht sagen lässt ist, ob in diesem konkreten Fall die Bildung neuer Sterne eher gebremst oder womöglich sogar gefördert wird.
Daniel Fischer
news.yale.edu/2015/07/27/dust-pillars-destruction-reveal-impact-cosmic-wind-galaxy-evolution |
arxiv.org/abs/1506.04041 |
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