Ein neues Phänomen in einem Kometenschweif

High-Velocity Evanescent Clumps im Schweif des Kometen C/2011 L4 (PANSTARRS), hervorgehoben durch Differenzbildung jeweils zweier Paare von Bildern der Kamera SECCHI/HI-1B auf dem Satelliten STEREO B. Gezeigt ist die Entwicklung über 17 Stunden hinweg am 15. März 2013. [Raouafi et al.]

Der mit Spannung erwartete Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) verharrte Anfang 2013 in der Abenddämmerung, so dass irdische Beobachter von seinem Staubschweif nur den hellsten Teil zu sehen bekamen und eher enttäuscht blieben. Ganz anders war der Anblick aber für die Heliospheric Imager, Weitwinkelkameras auf den beiden STEREO-Satelliten, die eigentlich die Ausbreitung koronaler Massenauswürfe der Sonne im interplanetaren Raum fotografieren sollen. Doch für filigrane Kometenschweife erwiesen sich diese Kameras erst recht geeignet, und so sah der Satellit STEREO B damals eine beachtliche Kometenerscheinung – und wie sich nun heraus gestellt hat dabei ein Schweif-Phänomen, das noch nie zuvor beobachtet wurde. Die Bilderserie und die verlinkte Animation – beide mit kräftiger Bildverarbeitung – heben diese High-Velocity Evanescent Clumps (HVECs) getauften hellen diffusen Klumpen hervor, während sie vom Kometenkopf davon rasen.

Bereits beim Hervortreten aus dem hellen Staubschweif haben die HVECs Geschwindigkeiten von 200km/s bis 400km/s, und sie erreichen in größerem Kometenabstand 400km/s bis 600km/s. Danach nimmt die Geschwindigkeit, deren Wert verblüfft, nicht weiter zu: Vom Strahlungsdruck der Sonne beschleunigter typischer Kometenstaub kann es nicht sein, da dieser höchstens 200km/s erreichen kann, aber für Kometenplasma im Sonnenwind ist die Maximalgeschwindigkeit wiederum zu langsam. Also handelt es sich beim Strom der HVECs weder um einen Teil des normalen Staub- noch des Plasmaschweifs. Vielmehr bietet sich als Hypothese an, dass es sich um geladene Staubteilchen von weniger als einem Mikrometer Durchmesser handelt, die durch Fragmentierung größerer Partikel entstanden und nun vom Sonnenwind beschleunigt werden. Dazu würde auch die Beobachtung passen, dass sich einzelne HVECs mit der Zeit nicht ausdehnen: Magnetfelder könnten sie zusammen halten. Dass wirklich Feinststaub hinter den HVECs steckt, lässt sich allerdings nicht beweisen: Nur STEREO hat sie gesehen – und lieferte keine Farbinformation.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1507.02579
Animation:
youtube.com/watch?v=r1rh4JPP970
Zusammenfassung:
blogs.agu.org/geospace/2015/07/29/dusty-comet-releases-mysterious-clumps/

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