»Hier ist wahrhaftig ein Loch im Himmel!« Das hat – nach den Erinnerungen seiner Schwester Caroline – der Astronom William Herschel im Jahre 1774 ausgerufen, als er im Skorpion auf Himmelsfelder stieß, wo nicht einmal die schwächsten Sterne zu sehen waren. Heute wissen wir natürlich, dass an solchen Stellen nicht etwa nichts ist, sondern im Gegenteil besonders viel: Dunkelwolken aus molekularem Gas, deren Staubanteil das Licht der Sterne dahinter komplett verschluckt. Um so überraschender kam es daher, als sich jetzt eine vermeintliche und sogar dank einer Hubble-Aufnahme von 1999 ziemlich bekannte Dunkelwolke im Reflexionsnebel NGC 1999 in der Region LDN 1641 der Riesenmolekülwolke Orion A als tatsächlicher Hohlraum entpuppt hat.
Nicht Hubble hatte das herausfinden können, sondern es bedurfte intensiver Beobachtungen bei langen Wellen, mit dem ESA-Infrarotsatelliten Herschel und dem Radioteleskop APEX sowie dem optischen Magellan-Teleskop in Chile. Würde es sich bei dem rund 10000AE großen dunklen Etwas um eine dichte finstere Globule im Vordergrund handeln (in der alsbald mit Sternentstehung zu rechnen wäre), dann müsste es aus ihrem Inneren langwellige Infrarotstrahlung geben, die nachzuweisen mit den modernen IR-Detektoren kein Problem sein sollte. Doch bei allen Wellenlängen fehlt an dieser Stelle Strahlung, was noch nirgends sonst beobachtet worden war! Das lässt nur einen Schluss zu: Etwas hat hier den Nebel regelrecht ausgehöhlt. Und Kandidaten dafür gibt es auch: den Stern V380 Orionis und insbesondere ihm benachbarte junge Sterne, deren kräftige protostellare Ausströmungen das himmlische Loch geschaffen haben dürften.
Daniel Fischer
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