1 Ein Komet zerbröselt vor aller Augen in dutzende Einzelteile, deren zwei hellste wochenlang mit dem Feldstecher verfolgt werden können: Das ist die erstaunliche Show, die 73P/Schwassmann-Wachmann (3) im Frühjahr bietet. Auch der überraschend helle C/2006 M4 (SWAN) kann sich im Herbst sehen lassen, vor allem nachdem ihn ein Ausbruch ein paar Tage lang für das blosse Auge sichtbar macht und sogar eine SW3-mässige Trümmerwolke hinterlässt.
2 Zwei spektakuläre Sonnenfinsternisse, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, locken 2006 in die Ferne: Während die Totale vom 29. März mit bis zu 4 Minuten aufwartet und von Afrika bis Asien von klarem Himmel begrüsst wird, kann die Ringförmige vom 22. September nur von »den Guyanas« am Nordrand Südamerikas aus gesehen werden – und auch hier spielt das Wetter mit und sorgt für traumhafte Bedingungen. Hierzulande gut zu sehen ist die »Totale Halbschatten-MoFi« vom 14./15. März, bei der der Mond ganz in den Halbschatten aber nicht in den Kernschatten eintritt.
3 Ein starkes Maximum eines Mirasterns verändert das Aussehen des Schwans, als Chi Cygni im Sommer wochenlang leicht mit dem blossen Auge zu sehen ist. Der erste Ausbruch von RS Ophiuchi seit 21 Jahren versetzt zuvor erst die Beobachter und dann die Fachwelt in Aufregung. Und der britische Amateur Tom Boles findet seine 100. Supernova als als Einzelkämper in England; inzwischen sind es schon 105 geworden!
4 Die Orioniden sorgen für die Meteor-Überraschung des Jahres, mit einer maximalen Rate vom Dreifachen des erwarteten (während ein erhofftes letztes Aufbäumen der Leoniden nahezu ausbleibt). 200 000 Meteore in der Videodatenbank der International Meteor Organization erlauben derweil umfangreiche systematische Analysen und die Identifikation manch unbekannten Stroms. Das internationale Kameranetzwerk fügt der Datenbasis allmonatlich mehrere tausend Meteore hinzu; im Oktober 2006 sind es allein 14 000.
5 Amateure in einer Schlüsselposition bei der Jagd nach Exoplaneten mit der Transitmethode sind Teil des Projekts X0, das 2006 seinen ersten Erfolg einfuhr. Auch bei Planetenprojekten der ESA sind Amateure eingeladen, wobei es aber noch bei der Kommunikation in Gegenrichtung hapert. Die gute Venus-Abendsichtbarkeit in der ersten Hälfte 2007 eignet sich besonders für Parallelbeobachtungen mit dem Venus Express!
6 Den Jupiter ziert ein »Kleiner Roter Fleck«, bei dem es sich um den plötzlich eingefärbten White Oval Spot BA handelt; im Sommer zieht er am Große;n Roten Fleck vorbei, ohne dass es zu nennenswerter Wechselwirkung kam. Ein beachtlicher Sturm auf dem Saturn wird im Januar zeitgleich von Cassini und Amateuren entdeckt: Hier klappt der Informationsfluss in beide Richtungen.
7 Der Mond bedeckt wieder der Plejaden, da er – dank der Großen Mondwende – in extreme Deklinationen vorstösst: Die erste Gelegenheit am 12. September bietet trotz ungünstiger Mondphase und geringer Horizonthöhe ein schönes Schauspiel. Nur wenige bekommen dagegen die Marsbedeckung durch den Mond am Spätnachmittag des 27. Juli mit.
8 Fast schon routinemässig gelingt die Beobachtung von Sternbedeckungen durch Asteroiden dank immer präziserer Voraussagen: Was früher ein Glücksspiel war, wird Bestandteil regulärer Forschung – so als der Asteroid Kalliope und sein bekannter Mond Linus am 7. November beide vor einem Stern herziehen und exakt vermessen werden können.
9 Die Sonne bleibt spannend, trotz des nahen Minimums, das irgendwann 2007 eintreten sollte: Zum Jahresausklang sorgt die Aktivitätsregion 10 930 u.a. für einen mit dem blossen Auge sichtbaren Sonnenfleck, erstaunliche Effekte und sogar Polarlichter.
10 Die 25. Bochumer Herbsttagung lockt wieder Hunderte aus dem ganzen Land ins Ruhrgebiet: Das eintägige Treffen bietet alljährlich einen guten Überblick über den Stand der Amateurastronomie und hat sich als eines der sozialen Highlights im Jahreskreis etabliert.
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