Gestern endete in Wien die zweiwöchige 30. Versammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU): Die 99 Jahre alte globale Dachorganisation der professionellen Astronomie nutzte das Forum mit insgesamt über 3000 Teilnehmern aus 89 Ländern für einen energischen Blick auf die kommenden zehn Jahre – in denen man deutlich stärker mit der breiten Öffentlichkeit in Kontakt treten möchte als in der Vergangenheit.
Eine zentrale Rolle beim Austausch der Astronomen der Welt untereinander wie in den frühen Jahren nach der Gründung 1919 spielen die IAU und ihre nur alle drei Jahre an einem anderen Ort stattfindenden Vollversammlungen schon lange nicht mehr – aber sie hat weiterhin eine zentrale Rolle bei internationaler Koordination aller Art bis hin zur Nomenklatur kosmischer Körper (und hat jetzt in Wien sogar die Umbenennung der kosmischen Expansion in „Hubble-Lemaître-Gesetz“ empfohlen, um der geschichtlichen Abläufe gerechter zu werden). In einem „Strategischen Plan“ für 2020 bis 2030 mit fünf großen Zielen wird nun aber deutlich weiter ausgeholt. Während zwei vornehmlich die freie Entfaltung der Astronomie in allen Ländern und sozialen Gruppen betreffen, haben die anderen mit Kommunikation zu tun: der Profis untereinander aber insbesondere auch zwischen Astronomie und Öffentlichkeit, speziell der Jugend und letztlich jedem Bewohner des Planeten. Hier und da tauchen dabei auch Amateurastronomen auf, die in der Internationalen Astronomischen Union als Mitglieder zwar nichts verloren haben (da braucht’s einen Doktor der Astronomie), als Multiplikatoren für die Öffentlichkeitsarbeit aber gern gesehen sind. Und es ist sogar an einer Stelle von gezielter Förderung von ‚Pro-Am‘-Projekten die Rede, bei denen Profis und Amateure zusammen arbeiten: Konkret in Planung ist da freilich noch nichts, wie Abenteuer Astronomie auf Nachfrage erfuhr.
Im nächsten Jahr wird die Internationale Astronomische Union also 100 Jahre alt, ebenfalls 100 Jahre werden seit jener Sonnenfinsternis vergangen sein, die der Allgemeinen Relativitätstheorie zum Durchbruch verhalf, und 50 Jahre seit der ersten Mondlandung: Anlass für weltweite Feierlichkeiten, die in Wien nun umrissen wurden. Und stark an eine Mini-Ausgabe des Internationalen Jahrs der Astronomie (IYA) 2009 erinnern, insbesondere weil wieder lokale Aktivisten die definierten Teilprojekte mit Leben füllen sollen. Da gibt es die Ausstellung „Above and Beyond“, deren Tafeln über die Astronomie der letzten 100 Jahre jeder selbst ausdrucken möge, viele Starparties, namentlich eine Wiederholung der „100 Hours of Astronomy“ vom 18. bis 21. Januar, ein „Women & Girls in Astronomy“-Tag am 11. Februar, Events rund um das Apollo-11-Jubiläum am 20. Juli und noch eines mehr und gerne auch über den Rahmenplan hinaus gehende Initiativen, koordiniert von bereits über 90 „IAU-100“-Nationalkomitees. Fragt sich nur, ob sich die am Ende enorme Breitenwirkung des IYA auch nur annähernd wiederholen lässt – zumal der zeitliche Vorlauf diesmal nur wenige Monate beträgt. Bereits in Wien gestartet ist derweil eine weitere IAU-Initiative mit starkem Bezug zur ’normalen‘ Welt: Das von Denkmal-Experten kuratierte „Portal to the Heritage of Astronomy“ listet nun übersichtlich astro-relevante Bauwerke und mehr auf, und in einer Unterkategorie sind auch Vorschläge aus der Bevölkerung möglich.LINKS:
Der Strategische Plan 2020-2030: https://www.iau.org/static/education/strategicplan-2020-2030.pdf
Die Webseite IAU 100: https://www.iau-100.org
Das Portal to the Heritage of Astronomy: https://www3.astronomicalheritage.net
IAU Press Release zur GA XXX: https://www.iau.org/news/pressreleases/detail/iau1810
Bilder der Versammlung: https://www.facebook.com/dan.fischer.393/media_set?set=a.10213509168698519 und Folge-Album
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