Die Geschwister von 2003 EL61: Spuren einer großen Kollision im frühen Sonnensystem

Kuiper-Belt-Objekt
Kuiper-Belt-Objekt

Ihre Spektren ähneln sich, und die Bahnen passen zusammen: Mindestens fünf Kuiper-Belt-Objekte mit Durchmessern von 10 bis 400 km sind offensichtlich Splitter, die von einem der grössten bekannten Kuiperoids stammen, dem länglichen (136 108) alias 2003 EL61 mit einem mittleren Durchmesser von 1500 km (Brown et al., Nature 446 [15.3.2007] 294-6); auch seine zwei Monde dürften bei derselben Kollision entstanden sein. Es handelt sich um die erste derartige »Kollisions-Familie«, die eindeutig im Kuiper-Gürtel identifiziert werden konnte – und ihre Existenz verrät eine Menge über die Frühgeschichte des Sonnensystems (Morbidelli, ibid. 273-4). Denn um die Splitter zu produzieren, muss 2003 EL61 von einem rund 1000 km großen anderen Körper getroffen worden sein, im heutigen Kuipergürtel beliebig unwahrscheinlich. Also ist die Kollision schon sehr früh passiert, als es erheblich mehr Riesen-Kuiperoids gab – aber wiederum so spät, dass die Bahnen der Splitter danach nicht mehr nennenswert gestört wurden. Dass überhaupt ein solches Zeitfenster existierte, war vor der Entdeckung der 2003 EL61-Familie nicht einmal klar gewesen.

»Nur« noch 1,3 Billiarden: neun von zehn Mini-Kuiperoids Messfehler?
Pluto bedeckte wieder einen Stern
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Derzeit vor der Milchstraße herziehend, sind Sternbedeckungen durch den Zwergplaneten – die einzige Chance, heute etwas über den Zustand seiner Atmosphäre zu lernen – etwas häufiger geworden: Am 18.3. war es wieder so weit gewesen, und eine Reihe Erfolgsberichte sind schon eingegangen.

Die Technik schien überzeugend, und Nature feierte den scheinbaren Erfolg letztes Jahr groß: Winzige Einbrüche in der Röntgenstrahlung der starken Quelle Sco X-1 waren als vorüberziehende kleine Bewohner des Kuiper-Gürtels interpretiert und eine enorme Zahl von üner einer Billiarde dieser Objekte hochgerechnet worden – nur mit Mühe mit anderen Erkenntnissen aus der Extrapolation der direkt beobachteten grösseren Kuiperoids zu vereinbahren. Schon bald wurden Zweifel an den Beobachtungen laut: Konnten etwa Treffer energiereicher Teilchen der Kosmischen Strahlung den Röntgendetektor auf dem Satelliten RXTE in einer Weise irritieren, dass danach ein kurzer Einbruch der Zählrate von Sco X-1 folgen musste? Die Autoren des Nature-Papers sind nun zu demselben Schluss gekommen und haben ihre »millisecond dips« noch einmal eingehend analysiert, nunmehr 107 davon, inklusive der ursprünglichen 58 Einbrüche. Ihr Fazit: 90% der Dips werden durch den Kosmischen-Strahlen-Effekt verursacht, aber 12 Fälle oder rund 10 Prozent sind doch echt. Und damit dürfte es immer noch gut eine Billiarde Kuiper-Objekte im Größenbereich 60 bis 100 Meter geben – immer noch »zu« viele, aber nun besser mit der Extrapolation verträglich. Vorsicht muss indes leider weiterhin walten: Wegen der geringen Zeitauflösung der RXTE-Daten »können keine definitiven Resultate erhalten werden …«

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